© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/10 26. November 2010

Die Königin bittet zum Tanz
Metal für immer: Doro Peschs Konzert zu ihrem 25jährigen Bühnenjubiläum erscheint diesen Freitag auf DVD / Tour durch Deutschland im Dezember
Jörg Fischer

Als es darum ging, den Flutopfern des Elbhochwassers von 2002 zu helfen, wollten auch die Freunde härterer Klänge ihr Scherflein dazu beitragen: Doch das Benefiz-Festival auf einem abgelegenen früheren Kasernengelände bei Torgau an der Elbe zu veranstalten, erwies sich als kapitaler Fehler. Der Kartenverkauf verlief schleppend, das schlechte Wetter tat sein übriges, Bands sagten ab – nur eine Frau hielt ihre Zusage: Doro und ihre Musiker spielten am 15. September 2002 vor nicht einmal 150 Zuschauern mit vollem Enthusiasmus ihr ganzes Programm.

Ob in Peking vor 20.000 oder auf dem Wacken-Festival vor 80.000 Leuten – bei ihren Auftritten (inzwischen weltweit über 2.500) gibt sie immer hundertzwanzig Prozent. Ohne Starallüren, Zickengehabe oder Divenlaunen hat sich die ausgebildete Grafikdesignerin seit ihrer Jugend ganz der Musik verschrieben. Das erklärt, warum Dorothee Pesch mit 46 Jahren noch immer die beliebteste deutsche Metal-Sängerin ist.

Vor zwei Jahren feierte die 1,54 Meter kleine Blondine mit der großen Rockröhre bereits ihr 25jähriges Bühnenjubiläum. Das Festival fand im futuristischen „ISS Dome“ in Doros Geburtsstadt Düsseldorf statt. Jetzt erscheint endlich die DVD-Aufnahme dieses denkwürdigen Ereignisses.

Die 9.000 Fans bekamen am 13. Dezember 2008 für ihre 42 Euro Eintritt ein einzigartiges Musikerlebnis geboten: Nach dem Vorprogramm, das von Holy Moses, Leaves’ Eyes und Arch Enemy bestritten wurde, folgte ein über dreistündiges Doro-Konzert. Los ging es mit den Dauerbrennern „Earthshaker Rock“ und „I Rule The Ruins“, die Doro bereits 1985 und 1987 mit ihrer ersten Band Warlock auf Schallplatte herausgebracht hatte. Nach drei gleichfalls gefeierten Doro-Titeln jüngeren Datums erschien dann der erste musikalische Gast des Abends: Bobby „Blitz“ Elsworth von den seit dreißig Jahren aktiven US-Metallern Overkill sang bei „Always Live To Win“ gemeinsam mit Doro. Dem ruhigen „Above The Ashes“ folgte „She’s Like Thunder“, das Doro einst zu Ehren der Boxweltmeisterin Regina Halmich aufgenommen hatte. Mit „Herzblut“ vom jüngsten Doro-Album „Fear No Evil“ wurde das erste deutschsprachige Lied des Abends präsentiert.

Zahlreiche Gastmusiker geben sich ein Stelldichein

Bei „Für Immer“ von 1987 bekam Doro dann Unterstützung aus tausenden Kehlen. Zu „Burn It Up“ zusammen mit dem Crown Of Thorns-Gitarristen Jean Beauvoir tanzten die Cheerleaderinnen vom Düsseldorfer American Football-Verein „Rhein Fire“. Die US-Lastigkeit ist kein Zufall, lebt Doro doch seit zwei Jahrzehnten in New York. Nach dem „Metal Tango“ und einem Solo ihres Langzeit-Schlagzeugers Johnny Dee folgte mit „Celebrate“ eine weitere Neukomposition, bei der es attraktive eurasische Sangesunterstützung gab: die Deutsche Sabina Classen (Holy Moses), die Niederländerin Floor Jansen (Ex-After Forever), die Norwegerin Liv Kristine (Leaves’ Eyes), die Schwedin Liv Jagrell (Sister Sin), die Koreanerin Ji-In Cho (Krypteria) sowie die Britinnen Jackie Chambers und Enid Williams von Girlschool standen gemeinsam mit Doro auf der Bühne.

Den musikalischen Höhepunkt bildete allerdings das balladeske „Walking With An Angel“, das von Doro mit der Opern- und Ex-Nightwish-Sängerin Tarja Turunen aus Finnland im Duett gesungen wurde. Bei „East Meets West“ zog das Tempo dann mit Hilfe von Chris Boltendahl (Grave Digger) und dem deutschen Gitarrenmeister Axel Rudi Pell wieder merklich an. Als schließlich Klaus Meine und Rudolf Schenker hinzukamen, wurden mit „Big City Lights“ und „Rock You Like A Hurricane“ zwei Scorpions-Klassiker dargeboten.

Danach wechselten Bühnenaufbau und Begleitband: Mit den Gitarristen Peter Szigeti und Nico Arvanitis sowie Schlagzeuger Michael Eurich stand fast die komplette Warlock-Mannschaft von 1986 für vier Lieder, darunter „True As Steel“ und „Unholy“, wieder auf der Bühne. Den krönenden Abschluß bildete die Hymne „All We Are“, die von allen Gästen gemeinsam intoniert wurde. Damit endete ein Konzertabend, der auch via Heimkinoanlage hörens- und sehenswert ist.

Doro, 25 Years in Rock: Die Doppel-DVD/CD (Nuclear Blast 2010) wartet neben dem Jubiläumskonzert mit einer Dokumentation und weiteren Konzertaufnahmen auf. www.doromusic.de ; www.doropesch.com www.nuclearblast.de

Foto: Doro: Am 30. November 2010 startet ihre neue Konzerttour in Düsseldorf

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