© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/10 26. November 2010

Lebendiges Zeichen der Tradition
Reiterstandbild Windhuk: Ein Jahr nach seinem Abbau wurde das Denkmal vor der Alten Feste wieder neu eingeweiht
Ulla Schroeder

Bereits im Jahr 2001 beschloß die Swapo-Regierung auf einer Kabinettssitzung, den Bau eines Museums als Unabhängigkeitsdenkmal in Namibias Hauptstadt Windhuk zu verwirklichen. Der Platz war von vornherein festgelegt: mitten in das historische deutsche Ensemble, bestehend aus Christuskirche, Verwaltungsgebäude („Tintenpalast“ genannt), Reiter-Denkmal und Alte Feste. Das Reiter-Denkmal sollte weichen.

Jahrelang lagen die Pläne auf Eis, und manch einer glaubte, daß dieses alle Dimensionen sprengende Projekt wohl nicht mehr zum Tragen kommen würde. Bis zum Sommer 2009. Da hieß es plötzlich, der Rasen und die Bewässerungsanlage am „Reiter“ müßten entfernt werden, da die Baugrube für das Museum ausgehoben werden sollte.

Auf die Frage, was mit dem „Reiter“ passieren werde, gab es nur Achselzucken, Verweise auf den Architekten aus Kenia, der zu keinem Gespräch bereit war und nichtssagende Behördenauskünfte. Die Regierung hatte keine Pläne, wie und durch wen der „Reiter“ zu versetzen sei. Es waren auch keine Mittel im entsprechenden Leistungsverzeichnis des neuen Bauwerkes dafür vorgesehen. Der spätere Initiator und Koordinator der Umsetzungsarbeiten, Harald Koch, Direktor im Windhuker Ministerium für ländliche Wasserversorgung, erreichte in zähen Verhandlungen, daß die Regierung die Genehmigung zur Umsetzung des „Reiters“ auf einen festgesetzten Standort vor der Alten Feste gab, allerdings nicht auf Staatskosten.

In Namibia und in Deutschland waren Spendenaufrufe daraufhin erfolgreich. Nachdem alle Beschlüsse in „trockene Tücher“ gebracht waren, nahm Koch die Gespräche mit Baufirmen über die notwendigen Demontagearbeiten wieder auf. Im September 2009 wurde dann der „Reiter“ vom Sockel gehoben, verpackt und an sicherem Ort gelagert. In monatelanger Arbeit wurden die bis zu 5,5 Tonnen schweren Granitblöcke neu aufgeschichtet, und Ende Februar 2010 wurde die 4,5 Meter hohe „Reiter“-Statue mittels Kran behutsam auf den Sockel gesetzt.

Die beteiligten namibischen Baufirmen, deren Namen vielfach auf burische Herkunft schließen lassen, sponserten großzügig Teile des Arbeits- und Maschineneinsatzes. Am 14. November 2010, dem Volkstrauertag, konnte unter  Beteiligung der deutschen Volksgruppe und einer Abordnung der britisch-südafrikanischen Veteranen-Vereinigung das weltbekannte Denkmal wieder eingeweiht werden.

Bemerkenswerterweise fehlten allerdings die Funktionäre des Deutschen Kulturrates (Dachorganisation verschiedener deutscher Vereine – von der Karnevalsgesellschaft über Museen, Reitclubs und Schulvereine), die sich schon im Vorfeld für eine „weltoffene“ Feier ohne deutsche Anklänge ausgesprochen hatten. Es fehlte auch der deutsche Botschafter, Egon Kochanke, der zunächst durch sein Sekretariat wegen angeblicher Terminschwierigkeiten abgesagt hatte. Eine Stunde nach der Feier am „Reiter“ sah man ihn in Begleitung von Bundeswehrsoldaten auf der Gedenkveranstaltung der britisch-südafrikanischen Veteranen-Vereinigung einen Kranz niederlegen.

Auf die Frage, weshalb er nicht zur deutschen Feier erschienen sei, antwortete er lediglich: „Die Traditionen, die Sie vertreten, sind nicht die Traditionen der Bundesrepublik Deutschland. Solange Sie nicht die Zigtausenden von Hereros, Namas und Damaras einbeziehen, kann die deutsche Botschaft dort nicht erscheinen!“

 

Ulla Schroeder ist Vorsitzende des Traditionsverbandes der ehemaligen Schutz- und Überseetruppen  www.traditionsverband.de

Foto: Wiedereinweihung des Reiterdenkmals: Der Botschafter blieb fern

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