© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/10 19. November 2010

Blick in die Medien
Broder auf Safari zu nachtschlafender Zeit
Ronald Gläser

Henryk M. Broder hat leichtes Spiel, uns den Spiegel vorzuhalten, weil er Narrenfreiheit besitzt. Er kann Dinge sagen, für die nichtjüdische Publizisten in den Bau wandern könnten. Er spielt diese Karte gnadenlos aus.

Egal. Freuen wir uns einfach darüber, daß es wenigstens einen gibt, der all die Dinge ausspricht, die sonst tabu sind. Zum Beispiel diese Weisheit über Lea Rosh und ihre Entourage bei der „Geburtstagsfeier“ für das Holocaustmahnmal: „Diese Leute feiern den Holocaust, als wäre das Woodstock gewesen. Und sie erklären sich gegenseitig, wieviel Courage es gekostet habe, so ein Mahnmal hinzusetzen. Es hat gar keine Courage gekostet. Das ist einfach Mainstream. Die häßlichste Moschee ist mir immer noch lieber als das schönste Holocaustmahnmal.“

Broder und der Ägypter Hamed Abdel-Samad sind unterwegs auf Deutschland-Safari. Die fünfteilige Reportage ist das Beste, was der Sender seit langem ausgestrahlt hat. Sie wiegt mindestens 50 Stunden „Anne Will“-Gequatsche auf und 100 Folgen der Lindenstraße. In Duisburg-Marxloh besuchen Broder und sein Begleiter dann eine mit Steuergeldern gebaute Moschee und bekommen prompt Drehverbot, weil sich die Islamisten nicht in die Karten schauen lassen wollen.

Doch damit nicht genug. Dialoge wie dieser entzaubern mit einem Schlag die Multikulti-Phrasen: „Sag mal, Henryk, was bedeutet eigentlich Integration?“ „Du benimmst dich mies, wie eine Drecksau – und keiner nimmt es dir übel.“

Am Sonntag kommt die dritte Folge. Wie alle guten Sachen in der ARD leider erst um 23.50 Uhr. Deutschland-Safari kann erst so spät gesendet werden, weil tagsüber Telenovelas und später politisch-korrekte Krimis gezeigt werden müssen. Eine zynische Erkenntnis, die auch von Henryk M. Broder stammen könnte.

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