© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/10 19. November 2010

Zeitschriftenkritik: Engelmagazin
Royale Spökenkiekerei
Christian Vollradt

Von der norwegischen Prinzessin Märtha Louise wird im Land der Fjorde und Murmeltiere gerne kolportiert, sie habe nicht alle Juwelen an der Krone. Indiz dafür sei, daß sich das älteste Kind von König Harald V. und Königin Sonja von Norwegen als Geistheilerin versteht und über die Gabe verfügen will, mit Engeln zu kommunizieren.

Wer sich diesbezüglich ein eigenes Bild machen möchte, wird in der aktuellen Ausgabe des Engelmagazins (November/Dezember 2010) fündig. Dort begegnet einem die Dame aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg bereits im Editorial, wo sie den Lesern versichert, die „Weisheit liegt in unserem Innern“. Außerdem bietet Prinzessin Märtha Louise an, daß wir dank ihrer Hilfe den „leider oft unterbrochenen“ Kontakt zu unserem persönlichen Schutzengel wieder aufnehmen könnten. In einem weiteren Beitrag erläutert sie, daß die Aura des Menschen aus verschiedenen Schichten besteht und „über die Chakren mit dem Körper“ kommuniziere. Leider verbürgen wir – so die royale Esoterikerin – zu oft unsere eigene Größe und „Liebesenergie“. Mit solchen Einschätzungen steht die Autorin aus dem Hochadel nicht allein im knapp hundert Seiten starken Engelmagazin, das sich äußerlich wie ein Amalgam aus Gartenzeitschrift und Fantasyroman präsentiert.

Die „mediale Heilerin“ Michaela Shivananda etwa berichtet davon, wie sie eine „wundervolle Energie“ empfangen habe, während sich ihr ein „großer Delphin auf der Astralebene“ zeigte. Seine Botschaft: „Je höher eure Lichtfrequenz schwingt, um so einfacher können wir in euch eintauchen und Heilung bringen.“ Wen wundert es da, daß an anderer Stelle im Blatt „die Energie des Metalltigers kraftvoll aufgeräumt“ hat im „astrologischen Jahr der Sonne“.

Solcher Hokuspokus wird vermischt mit banalen Lebensweisheiten („Öffne dich für neue Gedanken...“), und seichtem Synkretismus. Wo neben Schamanenglaube und Feng Shui  tatsächlich einmal Christliches durchschimmert, da nur entstellt: da gibt es „Adventsengel“, die „für unser Vorwärtsschreiten“ zuständig sind; in den vorweihnachtlichen „heiligen Tagen“ erhöhen sich die „Schwingungen der Erde“ und der Mensch steht „als ein leuchtendes Licht in seiner geistigen Aufrichtung und Sehnsucht“, während die vier Kerzen angeblich „vier Herzensgefühle“ symbolisierten. Eine „cosmogenetische Heilerin“ erklärt, die Hölle sei nur ein „emotionaler Zustand“ einer in Wut gefangenen Seele und der Mensch habe den Teufel nur „durch die milliardenfache Schwingung der Angst“ erfunden.

Wen das überzeugt, der kann auch die Empfehlung einer „Lichtarbeiterin“ befolgen: „Nimm alle deine Ichs an die Hand, in den Arm, umarmt euch gemeinsam.“ Wahlweise bietet die Homepage des Engelmagazins auch die Möglichkeit, sich „zu jeder Tageszeit“ mit den Engeln verbinden zu lassen. „Daß es Engel gibt, wissen wir aus dem Glauben“, lehrte einst der Kirchenvater Augustinus. Was im Engelmagazin allerdings über jene verbreitet wird, hätte er mit Sicherheit in die Rubrik Irrglaube verbannt.

Kontakt: Mondhaus-Medien GmbH, Postfach 1026, 94152 Neuhaus, Telefon: 0 77 12 / 3 58 50-0. Das Einzelheft kostet 4,30 Euro, das Jahresabonnement für sechs Hefte 25,80 Euro.  www.engelmagazin.de

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