© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/10 19. November 2010

Skandal-Rede von Thomas Krüger
Sind wir eigentlich wahnsinnig?
Dieter Stein

Ich weiß, daß ich Ihnen mit meiner Bitte den ganzen Tag verderben werde. Trotzdem: Lesen Sie sich bitte die auf Seite 7 dokumentierte Rede von Thomas Krüger durch. Von der ersten bis zur letzten Zeile. 

Noch nie von Thomas Krüger gehört? Er ist Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB). Dies ist eine staatliche Institution, die dem Bundesinnenminister untersteht und der „politischen Ausgewogenheit“ und Neutralität verpflichtet ist. Eine staatstragende Einrichtung, möchte man meinen. Krüger eröffnete Ende Oktober einen BpB-Kongreß in Berlin unter dem Titel „Das flexible Geschlecht“. Eine von vielen Veranstaltungen zum Thema „Gender Mainstreaming“. Schon bei diesem schwachsinnigen englischen Begriff schaltet der Normalbürger ab. Doch die Sache ist todernst. Krügers mit Ihren Steuergeldern finanzierte Propagandaveranstaltung fand wenig Beachtung – was ein Fehler ist. Volker Zastrow (FAZ) übersetzte „Gender Mainstreaming“ treffend mit „politischer Geschlechtsumwandlung“. Es ist ein mittlerweile auf allen staatlichen Ebenen installiertes Programm, das Millionen verschlingt und das absurderweise kaum auf Widerstand trifft. Es ist ein Zeichen für die erbärmliche Verfassung des bürgerlichen Lagers, daß es derzeit nicht gegen diese linksradikal-feministische Ideologie aufbegehrt.

In seiner Rede feierte Krüger das „sozialistische Gleichheitspostulat“ der DDR als vorbildlich, während „der Westen“ sich Hausfrauen „leistete“. Er bedauerte, daß Abtreibung heute lediglich „straffrei“, aber weiterhin „geächtet und heiß umstritten“ sei und forderte die Abschaffung der „klassischen Ernährer-Ehe“.

Thilo Sarrazin rückte zu Recht den demographischen Selbstmord unseres Volkes ins Zentrum des Interesses. Eine Ursache hierfür ist die Auflösung der Familie und ein gesellschaftlich geförderter Zeugungs- und Gebärstreik. Hierüber wird aber nicht geredet, weil Kritik an feministischer Ideologie tabu ist. Die Familienministerin erlebt dies gerade.

Uns geht es entweder wahnsinnig gut oder wir sind völlig verrückt geworden, wenn sich unsere Gesellschaft auf ein solches Selbstvernichtungsprogramm wie „Gender Mainstreaming“ verpflichtet, das auf systematische Zerstörung von Ehe und Familie abzielt. Daß wir es tun, ist Zeichen eines Grades widerwärtiger Dekadenz, den wir inzwischen erreicht haben. Wir erleben den Endkampf gegen das natürliche Gefüge, in dem Mann und Frau ihre Rolle mit Kindern in einer intakten Familie verantwortungsbewußt wahrnehmen.

Unsere Zeit will den Kult ums Goldene Kalb „Ich“, die „Selbstverwirklichung“ auf die Spitze treiben. Das völlige Einreißen gefügter Ordnung, der Familie, wird unsere Zivilisation mit ihrem Untergang bezahlen. Wenn man zynisch wäre, würde man sagen: Schade, daß es so lange dauert.

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