© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/10 12. November 2010

Gruß aus Paris
Sarkozy der Atlantiker
Alain de Benoist

Das Militärbündnis, das Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und der britische Premierminister David Cameron am 2. November unterzeichneten, sieht die Schaffung einer gemeinsamen Interventionstruppe, die gemeinsame Nutzung von Flugzeugträgern ab 2020, vor allem aber eine Zusammenarbeit in der Atomrüstung vor.

Beide Staaten sind derzeit dabei, ihre Verteidigungshaushalte substantiell zusammenzustreichen. Frankreich hat bereits die Streichung von zwanzigtausend Stellen in der Armee angekündigt. Die Briten wiederum verzichten bis auf weiteres auf die Inbetriebnahme ihres Flugzeugträgers Ark Royal.

Mangels besserer Alternativen hat Frankreich sich also dazu durchgerungen, die bilateralen Beziehungen zu Großbritannien zu verbessern – ein eindeutiges Signal seiner  Bereitschaft, sich außenpolitisch verstärkt „atlantisch“ zu orientieren, und eine Abkehr von der zuvor verfolgten französisch-deutschen Linie.

„Ein weiterer Schritt in Richtung des endgültigen Bruchs mit dem gaullistischen Erbe.“

Freilich sind die Briten in ihrer Nuklearpolitik nicht vollkommen unabhängig. Zwar haben sie atomare Sprengköpfe und Unterseeboote, aber zur Zündung ihrer Raketen bedürfen sie US-amerikanischer Zustimmung. Wer letztendlich über den Einsatz der gemeinsam genutzten Flugzeugträger und der Interventionstruppe entscheidet, ist ebenfalls eine offene Frage.

Die Rückkehr in die integrierte Kommandostruktur der Nordatlantischen Allianz rechtfertigte Sarkozy seinerzeit mit dem Argument, dadurch verbessere seine Regierung ihre Position bei der Entwicklung einer genuin europäischen Verteidigungspolitik. Daß die Strategie, die er mittlerweile verfolgt, genau das Gegenteil bewirkt, hat der britische Verteidigungsminister Liam Fox unmißverständlich deutlich gemacht: „Die angekündigten Maßnahmen sind keine Neuauflage der militärischen Zusammenarbeit im europäischen Rahmen und erst recht kein Vorstoß zur Bildung einer europäischen Armee. Derartige Pläne lehnen wir ab.“

Charles de Gaulle, der stets um Frankreichs militärische Unabhängigkeit besorgt war, begegnete den Briten bekanntlich mit einem großen Mißtrauen. Zur Feier des bevorstehenden 120. Geburts- und 40. Todestages des Generals und großen Staatsmannes hat sein Nachfolger Nicolas Sarkozy nun einen weiteren Schritt in Richtung des endgültigen Bruchs mit dem gaullistischen Erbe vollzogen.

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