© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/10 22. Oktober 2010

Frisch gepresst

Jagdflieger. Der Ostpreuße Walter Krupinski, Jahrgang 1920, in Königsberg und Braunsberg aufgewachsen, erste Flüge vom samländischen Neukuhren aus startend, zählt als „Eichenlaubträger“ mit knapp 200 Abschüssen nicht zur ersten Reihe der deutschen Jagdflieger-Asse. Trotzdem bietet die Biographie des späteren Generals der Bundesluftwaffe, der 1976 aufgrund der vom späteren Verteidigungsminister Manfred Wörner (CDU) eingefädelten „Rudel-Affäre“ in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde, soviel pralles Leben, daß Kurt Braatz hinreichend Material fand, damit seinen Ruhm als international anerkannter Luftkriegshistoriker zu mehren. Sein ungemein dichter, die Stoffülle souverän verarbeitender, nie langweilender Text schildert in der ersten Hälfte vor allem den verzweifelten Abwehrkampf, den Krupinski und seine Kameraden gegen einen weit überlegenen Feind führten. Der zweite, naturgemäß gemächlichere Teil gilt den beiden Jahrzehnten, in denen Krupinski als hochrangiger „Staatsbürger in Uniform“ mithalf, die Luftwaffe der Bundeswehr – auch mit Hilfe des „Witwenmachers“ Starfighter – aufzubauen, die heute mit solcherart „Starthilfe“ nur ungern „belastet“ werden möchte. (ob)

Kurt Braatz: Walter Krupinski. Jagdfl ieger, Geheimagent, General. Verlag NeunundzwanzigSechs, Moosburg 2010, gebunden, 336 Seiten, Abbildungen, 39,80 Euro

 

Krieg gegen Raucher. Durch das Rauchen werde „Gottes Zorn gereizt, des Körpers Gesundheit zerstört, das Hauswesen zerrüttet, das Volk im Vaterlande herabgewürdigt und auswärts verächtlich gemacht“, schimpfte der englische König Jakob I. bereits 1619 in seinem Werk „Misocapnus“. In seiner kleinen „Kulturgeschichte der Rauchverbote“ hat der Wiener Schriftsteller Walter Wippersberg – angeregt von den fanatischen Reaktionen auf eine Polemik gegen die immer umfassenderen Rauchverbote in der Presse – in flotter und polemischer Manier dargelegt, welchen Freiheiten und Zwängen der Tabakkonsum seit seiner Verbreitung nach 1492 unterworfen war. Ausgehend von US-Tugendwächtern nehme der Kampf geggen die Raucher immer bizarrere Züge an. Wippersberg vermutet dahinter die Lust der Politiker, wenigstens in diesem Randbereich ihre Durchsetzungsfähigkeit zu demonstrieren. (bä)

Walter Wippersberg: Der Krieg gegen die Raucher. Zur Kulturgeschichte der Rauchverbote. Pro- Media Verlag, Wien 2010, broschiert, 176 Seiten, 13,90 Euro

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen