© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/10 22. Oktober 2010

Geistige Krise in der SPD
„Intellektuellenpartei außer Dienst“
(jr)

Fünf Jahre nach dem Tod von Peter Glotz, so behauptet der Kulturredakteur Norbert Seitz (Blätter für deutsche und internationale Politik, 8/2010) sei offenkundig, daß die SPD des „genialen Ideen-Aufschnappers“ nun eine „Intellektuellenpartei außer Dienst“ sei. In dieser von Seitz diagnostizierten „geistigen Krise“ der Gabriel-Nahles-Truppe finde politische Theorie im Willy-Brandt-Haus nicht mehr statt. Was nicht heiße, so läßt sich ein Beitrag des Frankfurter Pädagogen Micha Brumlik im gleichen Heft deuten, Anleihen beim umtriebigen „Neoleninismus“ riskieren zu dürfen. Dessen Resonanz „bei nicht ganz wenigen“ könnte in der „Postdemokratie“ zunehmen, in der das Volk den Schwundformen demokratischer Herrschaft mit PR statt Debatte überdrüssig werde. Auf vertrackte Weise bedienten neoleninistische Theoretiker wie Alain Badiou, Chantal Mouffe oder Slavoj Zizek die wachsende Sehnsucht nach Teilhabe an der kollektiven Willensbildung. In bewährter Manier konstruiert Brumlik daher deren Nähe zu Schmitt, Heidegger und Jünger, um vor ihrem „offen eingestandenen Terrorismus“ zu warnen, der die „aufgeklärte Linke“ wie Irrgläubige erscheinen ließe, weil sie hoffe, den Kapitalismus „unterminieren“, das „liberal-demokratische“ System auf der Basis des ideologischen „Menschenrechtsuniversalismus“ aber bewahren zu können. www.blaetter.de

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