© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/10 22. Oktober 2010

Kampf für die Freiheitsrechte
US-Gouverneurswahl: Die Hoffnung der „Alaska Unabhängigkeitspartei“ stirbt zuletzt
Volker König

Die ganze Welt starrt auf die US-Kongreßwahl am 2. November. Brechen Obamas Demokraten ein? Weniger Kameras richten sich auf die 37 US-Bundesstaaten, wo die Bürger nicht nur die Kandidaten für den Senat, sondern auch ihren Gouverneur wählen. Noch weiter entfernt: Alaska, der Bundesstaat, in dem die steile Karriere von Sarah Palin, der neokonservativen Galionsfigur der „Tea-Party-Bewegung“ begann. Voriges Jahr trat sie zur Überraschung vieler Alaskaner als Gouverneurin des nördlichsten US-Bundesstaates zurück, und Vize Sean Parnell übernahm die Amtsgeschäfte. Der 48jährige Republikaner tritt am 2. November zur Wahl an und gilt als klarer Favorit gegenüber dem Demokraten Ethan Berkowitz. Im Gegensatz dazu werden der „Alaska Unabhängigkeitspartei“ (AIP) wenig Chancen eingeräumt. Doch sorgt deren Vorsitzender, der 81jährige Buschpilot Donald Wright, im Wahlkampf für den Farbtupfer, für 2012 eine Volksbefragung anzustrengen, in der die Überarbeitung der Verfassung – inklusive der Möglichkeit zur Separation – Thema sein wird.

Die AIP – die große Unbekannte. Gleichwohl ist sie eine der erfolgreichsten „third parties“ in den USA. Gegründet wurde die derzeit knapp 13.000 Mitglieder zählende AIP im Jahr 1984 von Joe Vogler. Er zweifelte die Rechtmäßigkeit des Referendums von 1958 an, aufgrund dessen Alaska ein US-Bundesstaat wurde. In den Anfangsjahren war die AIP mit ihrem Motto „Alaska first – Alaska always“ separatistisch ausgerichtet mit dem Fernziel der staatlichen Loslösung Alaskas von den USA, wobei die Mehrzahl einen Nationalstaat, eine Minorität hingegen den Anschluß an Kanada befürwortete.

Der große Durchbruch erfolgte, als die Partei 1990 den ehemaligen Republikaner Walter Joseph Hickel aufstellte und mit 38,8 Prozent den Wahlsieg einfuhr. Der deutschstämmige Hickel war zuvor bereits von 1966 bis 1969 Gouverneur Alaskas und hatte sich einen überregionalen Ruf als Pionier ökologischer Politik erworben. So initiierte er ein Gesetz, das Erdölgesellschaften für Ölbohrkatastrophen haftbar machte. Nachdem Hickel 1994 auf eine Wiederwahl verzichtet hatte, verloren die Regionalisten, die sich nunmehr als konservative Verfechter der Freiheitsrechte der Bürger ihres Bundesstaates betrachten und sich die Eindämmung der staatlichen Bürokratie, die Selbstverwaltung der natürlichen Ressourcen des Landes, das Recht auf Waffentragen und auf häuslichen Schulunterricht auf die Fahnen geschrieben haben, an Fahrt und errangen bei den Wahlen zum US-Repräsentantenhaus 2008 nur noch fünf Prozent. Mehr erwarten sie auch im November nicht: Entscheidend sei der lange Atem. www.akip.org

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