© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/10 15. Oktober 2010

Aufgeschnappt
Missetaten auf der Messe
Matthias Bäkermann

Große Aufregung herrschte am vergangenen Samstag auf der Frankfurter Buchmesse bei den US-amerikanischen Verlagen. Am Stand von Casemate Publishers in Halle 8 tauchte gegen 11 Uhr plötzlich Polizei auf und konfiszierte eines ihrer Bücher. Einige Zeugen aus Übersee beklagten danach unverhohlen „chinesische Zustände“ in „good old Germany“.

Das in Havertown im US-Staat Pennsylvania und in Newbury in England ansässige Haus ist nämlich auf Militärgeschichte spezialisiert. Dennoch haben einen besorgten Messebesucher die Sigrunen auf einem Buch über die SS-Division Totenkopf aus ihrem Programm so erschreckt, daß er umgehend die Polizei rief. Wegen des Verdachts einer Straftat nach Paragraph 86a (Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) müssen die Beamten in diesen Fällen zur Überprüfung schreiten. Als diese aber nichts ergab, weil es sich um eine wissenschaftliche Abhandlung handelte, brachte die Polizei das konfiszierte Buch nach zwei Stunden brav wieder zurück. „Wir haben Bücher im Sortiment, die auch die deutsche Seite berücksichtigen. Aber wir vermeiden Konfrontationen und bringen deshalb Bücher mit Hakenkreuzen gar nicht erst nach Frankfurt mit“, erklärt Simone Drinkwater von Casemate der JF verständnisvoll. Schlimmer finde sie, daß ihr dieses Jahr auf der Buchmesse das Handy gestohlen wurde.

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