© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/10 15. Oktober 2010

Haltungsnote
„High Noon“ der Anti-Quotenfrauen
Christian Schwiesselmann

Unter Franz Josef Strauß galt: Rechts von der CSU kommt die Wand. Dieses Bierzeltimage ist dahin. In einem Prozeß der nachholenden Sozialdemokratisierung eifert die CSU ihrer Schwesterpartei nach. Die CDU hatte bereits 1996 unter dem Einfluß von Rita Süssmuth ein sogenanntes Frauenquorum eingeführt. Nun ist die CSU an der Reihe. Der Vorstand beschloß Anfang Oktober eine Quotenregelung, die einen Frauenanteil von 40 Prozent bei Vorstandswahlen auf Landes- und Bezirks­ebene vorschreibt. Von den Gender­ideologen der Opposition ernteten die Christlich-Sozialen für ihren späten Beschluß Häme statt den erwarteten Beifall. In der Jungen Union (JU) Bayerns, die schon längst keine Männerdomäne mehr ist, regt sich indessen Widerstand gegen den Kotau vor dem Zeitgeist. Die stellvertretende JU-Vorsitzende Bayerns, Katrin Poleschner, möchte keine Quotenfrau sein. Sie empfindet jede Art von Quote als „undemokratisch“ und „diskriminierend“. Ende Juli beantragte Poleschner mit zwei Mitstreiterinnen auf der Landesversammlung der JU Bayern, alternativ zur Frauenquote „ein konsequentes Programm zur echten Frauenförderung aufzulegen“. Der Grund des Frauenmangels in der Partei sei bei den Frauen selbst zu suchen: „Viele Frauen halten sich in Diskussionen zurück und überlassen die Wortführung den Männern.“ Deshalb müsse man sie besser schulen und vorbereiten. Mittlerweile protestieren die mutigen JU-Frauen mit dem T-Shirt-Aufdruck „GQ“ – „Gegen die Quote“. Der Revolver geladen, die Pferde gesattelt. Dem CSU-Häuptling Horst Seehofer und seinen Quotenfrauen aus der Gleichstellungsbranche dürften daher auf dem bevorstehenden Parteitag die Kugeln um die Ohren fliegen. Poleschner kündigte den „High Noon“ an: „Wir werden jetzt nicht in einen Konsensreflex verfallen.“

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