© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/10 15. Oktober 2010

Frisch gepresst

Skandalbanken. Der „rote Peer“ irrte gründlich, als er der Wallstreet den „schwarzen Peter“ für die Finanzkrise zuschieben wollte. Im Bundestag prophezeite Bundesfinanzminister Steinbrück  2008 den USA den Fall als „Supermacht des Weltfinanzsystems“; gefallen sind indes die deutschen Kredit- und Landesbanken. Für den Schweizer Wirtschaftsjournalisten Leo Müller liegt damit klar auf der Hand, daß neben den Bankern vor allem die Politiker versagt haben. Sein Buch „Bankräuber. Wie kriminelle Manager und unfähige Politiker uns in den Ruin treiben“ rechnet vor: Die beschlossenen Staatshilfen für deutsche Banken übersteigen mittlerweile die 300-Milliarden-Euro-Grenze und liegen auch in absoluten Zahlen über den US-Hilfen. Schuld daran sind vor allem die kleinen Landesbanken wie die HSH Nordbank, die das „große Rad“ drehten und außerbilanzielle Briefkastenfirmen im Ausland gründeten. Sie handelten mit verbrieften US-Hypothekenkrediten von zweifelhaftem Wert. Der Steuerzahler mußte haften, während sich die verantwortlichen Politiker in den Aufsichtsräten durch die Hintertür aus der Affäre zogen. (cs)

Leo Müller: Bankräuber. Wie kriminelle Manager und unfähige Politiker uns in den Ruin treiben. Econ Verlag, Berlin 2010, broschiert, 304 Seiten, 19,95 Euro

 

Tele-Schwachsinn. Nicht nur der Konsum des Tagesprogramms läßt den Fernseh-Zapper an seinen Mitmenschen verzweifeln. „Wer schaut diesen ganzen Schwachsinn?“, ist die Frage, die sich jeder stellt, der GZSZ, „Dittsche“ oder Mario Barth gesehen hat. Für die meisten Zuschauer ist die Problematik damit ad acta gelegt. Nicht so für Daniel Hermsdorf, der ein ganzes Buch darüber geschrieben hat, wie „TV-Unterhaltung Leben zerstört“. Minutiös nimmt er Sendung für Sendung auseinander, findet überall ein Haar in der Suppe und unterzieht das gesamte Programm einer Generalkritik. So erfahren wir, daß Günther Jauch bei „Wer wird Millionär?“ nur Zeit schindet, um für RTL Geld zu sparen, und sich selbst reich macht. Wer hätte das gedacht? Als kommentierte Gesamtschau werden spätere Generationen vielleicht einmal hilfreich auf das Buch zurückgreifen. Wegen der totalen Humorlosigkeit des Autors hat es aber für den Kritiker von heute sehr wenig Unterhaltungswert. (rg)

Daniel Hermsdorf: Glotze fatal. Wie TV-Unterhaltung Leben zerstört. Filmdenken Verlag, Bochum 2010, 411 Seiten, 19,90 Euro

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen