© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/10 15. Oktober 2010

Embryonenschutz
Grundsatzfrage
von Jürgen Liminski

Eine alte Narbe bricht auf. Die CDU-Spitze ist erneut im Begriff, in der grundsätzlichen Frage des Lebensschutzes ihre wertkonservativen Noch-Wähler vor den Kopf zu stoßen. Die Frage des Embryonenschutzes und der Selektion von möglicherweise behinderten oder genetisch belasteten Embryonen durch die Präimplantationsdiagnostik (PID) steht ins Haus, und die FDP verlangt gebieterisch Antwort – notfalls ohne Union, als ein Signal für Rot-Grün. Eine Frage von ähnlich grundsätzlicher Bedeutung – immerhin geht es um Leben und Tod – stand zur Debatte, als die CDU über die embryonale Stammzellforschung diskutierte.

Damals ging, übrigens ohne Not, ein Riß durch die Partei, als sich die Parteivorsitzende Angela Merkel für die verbrauchende – also tötende – Embryonenforschung aussprach, statt auf die Forschung mit adulten Stammzellen zu setzen. Das droht sich nun zu wiederholen. Aber wie schon Voltaire meinte, niemand hat das Privileg, sich ständig täuschen zu dürfen. Auch Frau Merkel nicht. Diesmal kann das Nachgeben den letzten Rest an Glaubwürdigkeit kosten. In solchen Grundsatzfragen entscheidet sich, ob jemand christlich-konservativ ist oder eben nur Politiker einer Partei, die zufällig ein C im Namen führt.

 

Jürgen Liminski ist Publizist und Radio-Moderator

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