© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/10 08. Oktober 2010

Thorsten Hinz. Sein neues Buch gilt in nonkonformen Kreisen als Geheimtip
Der Dissident
André  F. Lichtschlag

Wer ist das Alpha-Tier unter Deutschlands Kultur- und Politikjournalisten? Broder? Matussek? Zastrow? Klar ist: Der Geist weht rechts. Ein Linker, der wirklich etwas zu sagen hätte, wurde lange nicht gesehen. „Die kollabierte DDR“, so stellte die Sezession jüngst fest, habe uns zwei Publizisten beschert, welche „die ausgepowerte Kulturszene“ bereicherten. Der eine sei der beim Focus in München gelandete Michael Klonovsky, der andere, ebenfalls Jahrgang 1962, ein Wahl-Berliner: Thorsten Hinz. Beide wittern sie im Jahr Zwanzig der Einheit gedankenscharf die heraufziehende „DDR 2.0“. Der in Mecklenburg geborene Hinz hat sich Achtung bis weit hinein in den Mainstream erworben. Es ist immer wieder verblüffend, wo überall man auf Hinz-Verehrer stößt.

Hinz schreibt, oft unter dem Markenzeichen Doris Neujahr, vor allem für sein Hausblatt JUNGE FREIHEIT. Grund genug für manchen, ihn nur heimlich zu lobpreisen. Einen Wikipedia-Eintrag ließen ihm die Lexikon-Demokraten bis heute nicht zuteil werden – auch eine Form besonderer Anerkennung.

Seine bislang vier Bücher wurden in ihren Verlagen Bestseller. Nach zwei Essays – herausragend: „Zurüstung zum Bürgerkrieg. Notizen zur Überfremdung Deutschlands“ (2008) – und einer Essaysammlung erschien im Sommer erstmals ein Konzeptbuch: „Psychologie der Niederlage. Über die deutsche Mentalität“. Bei den Lesern der JF, so ist zu hören, verkauft sich dieses stille Meisterwerk noch besser als Sarrazins Schlager der Saison – auch das mit Recht.

Hinz verbringt seit zwölf Jahren regelmäßig einen Monat im Sommer abgeschieden in einem Bauernhaus in Südfrankreich, wo er sich fern von deutschen Medien und Politik der Lektüre von Klassikern widmet. Wenn er zurückkehrt, dann stets mit der Feststellung: „Das Leben kann so schön sein!“

Der studierte Germanist zeigt tiefe Kenntnisse nicht nur in der Literatur, sondern auch in historischen Zusammenhängen sowie in psychologischen Charakter- und soziologischen Milieustudien. Hinz paßt in keine Schublade, zuweilen gilt er als gegen den Strich bürstender Konservativer. In den letzten Jahren hat er zunehmend tiefe Einblicke in ökonomische Zusammenhänge gewonnen und tendiert dabei zum staatsskeptischen Liberalismus. Kein Wunder, ist Hinz doch wie viele liberale Vordenker von Smith über Mises bis Hayek vor allem auch ein herausragender Moralphilosoph seiner Zeit. Oder um am Ende doch die Frage mit den Worten von Michael Klonovsky zu beantworten: „Thorsten Hinz ist das eigentliche Alpha-Tier der deutschen politischen Publizistik. All die anderen Pseudo-Alphas können heilfroh sein, daß er gut isoliert im für unbegehbar erklärten Gehege der JF sitzt.“ Deren Leser dürfen sich mitfreuen.

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