© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/10 08. Oktober 2010

Tag der Deutschen Einheit
Präsidiale Provokation
von Thorsten Hinz

Die Rede von Bundespräsident Christian Wulff zum Tag der Deutschen Einheit war seicht, unpräzise und anspruchslos. Vor allem aber war sie eine Provokation des Demos, dem der Karrierepolitiker an der Staatsspitze qua Amtseid verpflichtet ist. Weder im Westen und erst recht nicht im Osten, weder am 9. November 1989 noch am 3. Oktober 1990, hat irgendein Deutscher daran gedacht, daß die Einheit und die Freiheit Deutschlands durch den Einschluß des Islam zu vollenden sei. Anstatt auf die Diskrepanz zwischen unserer Verfassung und den Lehren der islamischen Religionsgemeinschaft zu verweisen, sang Wulff ein einfältiges Lob der „Vielfalt“.

Sich selbst lobte er, indem er preisend auf die von ihm ernannte muslimische Sozialministerin Aygül Özkan in Hannover verwies. Sie war es, die die Presse auf eine „kultursensible Sprache“ verpflichten wollte, was bedeutet hätte, die Unterdrückung von Informationen normativ festzulegen. Auch kein Wort aus präsidialem Munde dazu, daß die Lehrergewerkschaft GEW in Berlin Alarm schlägt, weil deutsche von muslimischen Schülern systematisch gemobbt werden. Wulff erweist sich als Oberhaupt eines Paralleluniversums, in dem sich Politiker und Journalisten gegenseitig ihrer Großartigkeit versichern. Um hingegen das Amt des Bundespräsidenten auszufüllen, fehlen ihm geistige Statur, Charakter, Lebenserfahrung, Charisma – also alles!

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