© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/10 01. Oktober 2010

Zwischenruf: Hartz IV
Als Kartoffelchip vor dem Flachbildschirm
von André F. Lichtschlag

Die jüngste Diskussion um Hartz-IV ist verlogen und unwürdig. Verlogen, weil die Regelsätze nur einen Bruchteil der tatsächlichen Leistungen abbilden und weil schon heute der Wohlfahrtsstaat nur auf Pump funktioniert. Wenn der ausgebeutete Mittelstand nicht mehr die volle Rechnung begleichen kann, wird am Ende der immer neuen Schulden die Vernichtung aller Ersparnisse stehen. Unwürdig, weil man die Menschen nun noch für fünf Euro mehr in die Abhängigkeit der Sozialstaatsbürokratie treibt, wo ihre Moral untergraben wird.

Es gilt natürlich nicht für jeden, aber aus manchem Sohn einer einstmals stolzen Arbeiterfamilie machte der Sozialstaat einen lebendigen Kartoffelchip vor dem Flachbildschirm, den seine eigenen Kinder nur insofern interessieren, daß sie als Sozialboni seine neue Blu-ray-Anlage finanzieren.

Es ist unbestreitbar: Staatliche Anreize ändern das Verhalten von Menschen. Der Umverteilungsstaat sorgt dafür, daß die Melkkuh Mittelstand in Gebärstreik getreten ist, während manch einer Kinder bekommt, der dies besser nicht täte.

„Wer Faulheit belohnt und Arbeit bestraft, erhält mehr Müßiggang und weniger Fleiß.“

Anstatt die Fehlanreize endlich zu ändern, sollen die kleinen Ausgeburten der Sozialpolitik nun auch noch rundum verstaatlicht, gutscheinbemuttert und in Kinderverwahranstalten von Papa Bürokrat betreut werden. Wer Faulheit belohnt und Arbeit bestraft, erhält mehr Müßiggang und weniger Fleiß. Leistungskräftige verlassen in Scharen das Land und ganz andere werden angezogen. Bill Clinton hat in den USA die Zuwendungen auf fünf Jahre pro Person begrenzt. Das Ergebnis: Die Menschen dort lernten wieder Selbstverantwortung und Zusammenhalt in den Familien. Hierzulande aber spricht die politische Klasse von FDP bis Linken: Weiter so!

Auch die Kirchen – selbst am Tropf des Steuerstaates hängend – predigen von der „Würde des Menschen“ im Zusammenhang mit der Höhe des Regelsatzes. Spricht nicht eigentlich Gott dem Menschen Würde zu? Tritt der Staat an Gottes Stelle? Man mag es kaum glauben.

Ein Trost: Wie schon im Fall Thilo Sarrazins ist das Volk längst weiter als die meisten Politiker, Priester und Publizisten: Die Mehrheit der Deutschen lehnt jede Hartz-IV-Erhöhung ab.

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