© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/10 01. Oktober 2010

Eckehard Peters. Thüringens Integrationsbeauftragter sorgte für einen Eklat
Der Störenfried
Michael Paulwitz

Was sind eigentlich Integrationsbeauftragte? Staatlich bestellte Lobbyisten fürs Migrantenstreicheln und Multikulti-Schönreden – so etwa könnte unausgesprochen die übliche Stellenbeschreibung lauten. Der jetzt zwangspensionierte Eckehard Peters fiel gerne aus diesem Rahmen. Über achtzehn Jahre war der Parteilose, den das linke Lager schon lange im Visier hatte, Thüringens „Landesausländerbeauftragter“ – dort heißt das tatsächlich noch so.

Drei Wochen bevor ihn die neue große Koalition schließlich durch eine Genossin ersetzen wollte, hat es den 61jährigen dann doch noch erwischt: Weil er das islamkritische Buch „Good Bye Mohammed“ an Behörden, Schulen und Kulturinstitutionen verteilt hatte, schickte ihn seine Dienstherrin, die SPD-Sozialministerin Heike Taubert, in den einstweiligen Ruhestand.

Da wollte man wohl auch in Erfurt seinen „kleinen Sarrazin“ (Grünen-Fraktionschefin Anja Siegesmund) schlachten. Doch so exotisch ist die These des von Peters verbreiteten und vom Ministerium eilfertig indizierten Buches, der Prophet Mohammed sei keine reale historische Gestalt, nicht; der Münsteraner Islamkunde-Professor Sven Kalisch geriet darüber bekanntlich auch schon mit den Islam-Verbänden aneinander, und Peters selbst hat zum Thema bereits vor Jahren Konferenzen veranstaltet. Denn Leisetreterei vor berufsdauerbeleidigten Einwanderer-Funktionären liegt Peters nicht; statt am modischen Fastenbrechen nahm er dieses Jahr am zentralen Gedenken für die Opfer des türkischen Armenier-Genozids teil.

Entnervt über den Langgehaßten zeigten sich die Grünen selbst jetzt noch in ihrer Genugtuung. Die Linksfraktion hatte ihm unlängst ein Kapitel in ihrem „Schwarzbuch CDU-Herrschaft“ gewidmet; Peters habe pauschale Bleiberechtsregelungen als Einwanderungsanreiz abgetan, die Furcht der Bürger vor einem „Verlust an Humanität“ durch „vormoderne Kulturen und unaufgeklärte Religionen“ ernst-

genommen und den rot-grünen Doppelpaß als „Klientelpolitik“ verurteilt, heißt es da. Wehe!

Ein Ausländerbeauftragter, der auch an die eigenen Landsleute denkt, das Staatsganze im Blick behält und „den Stolz von Deutschen auf die eigene Nation“ für eine unerläßliche Integrationsbedingung hält, macht sich freilich bei der Migrantenlobby verdächtig. Peters, der zu DDR-Zeiten als Deutschlehrer vietnamesische Vertragsarbeiterkinder unterrichtete, differenziert genau. In Grußworten schlägt er gern große Bögen durch die abendländische Geistesgeschichte und machte sich bei einer Tagung zur „interkulturellen Öffnung“ schon mal über die „Kochrezepte und Tanzstile“-Schwärmerei seiner ehemaligen Amtskollegin Marieluise Beck lustig, um gegen die werterelativistische „Ideologie der multikulturellen Gesellschaft“ zu wettern. So kann man solch ein Amt also auch wahrnehmen! Schade, daß er gehen mußte.

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