© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/10 01. Oktober 2010 Zitate Die Dämme, die die Union gegen die Kulturrevolte, den Hedonismus, den libertären Postmaterialismus errichtet hatte, sind gebrochen. Die neue christdemokratische Parteielite hat die Waffen gegen das, was die Filbingers, Strauß und Dreggers noch verächtlich den Zeitgeist nannten, gestreckt. Franz Walter, Politikwissenschaftler, im Neuen Deutschland vom 24. September 2010
In der deutschsprachigen Welt, und nicht nur dort, stehen die bei weitem höchsten Hürden für das freie Denken um den Nationalsozialismus und den Holocaust. Wie einige deutsche Akademiker auf ihre Kosten gelernt haben, wird jeder, der den Holocaust relativiert, etwa indem er es wagt, ihn mit anderen historischen Ereignissen zu vergleichen, denunziert, oft sogar tätlich attackiert. Martin van Creveld, israelischer Militärhistoriker, im Focus vom 27. September 2010
Kirsten Heisig mußte unter mysteriösen Bedingungen sterben, und Sarrazin mußte sich im Dickicht der Humanmedizin verlaufen, um ein Klima zu schaffen, in dem unzensiert gesprochen werden kann. Diese neue Situation scheint einige Journalisten so zu verwirren, daß sie krampfhaft eine neue rechte Partei herbeizuschreiben versuchen, damit die Lage wieder eindeutig wird. Monika Maron, Schriftstellerin, in der Welt vom 27. September 2010
Die Grünen finden ihre Wähler und Wählerinnen in einer politisch desorientierten Mittelschicht, die das Gute will, ohne jemandem dabei weh zu tun vor allem aber möchten sich diese grünen ParteigängerInnen nicht selbst weh tun. Als grüne ParteigängerIn ist man gegen Atom- und Kohlekraftwerke und statt dessen für erneuerbare Energien. Allerdings nur, solange die Windmühlen oder Biogasanlagen nicht vor der eigenen Haustüre stehen. Dann zählen sofort andere Argumente und werden bis zur letzten Instanz durchgefochten. Götz Aly, Kolumnist, in der Berliner Zeitung vom 28. September 2010
Fünf Euro. Schwarz-Gelb hat eine erstaunlich unpopuläre Entscheidung getroffen. Man kann diese Entscheidung sogar mutig nennen. Weil landauf, landab mit einer Aufstockung um 20 Euro gerechnet worden war. Die Bundesregierung hat diesem Druck nicht nachgegeben. Sie scheint entschlossen, sich das ohnehin schon wackelige Lohnabstandsgebot nicht noch weiter untergraben zu lassen. Barbara Möller, Kommentatorin, im Hamburger Abendblatt vom 28. September 2010
Nach gut 50 Jahren hat die Union bei der Wehrpflicht nun keine grundsätzlichen Unterschiede mehr zur SPD oder zu den Grünen zu bieten, ähnlich wie beim Elterngeld, das die Union 2006 in Aufruhr versetzt hatte. (...) Bislang hatten CDU und CSU immer auf die Entscheidungsfreiheit der Eltern bestanden, die staatlichen Unterstützungsleistungen nach eigenem Ermessen sinnvoll für die Kinder auszugeben. Aber auch hier sorgte Merkel für eine Kehrtwende. Stefan Tillmann, freier Journalist, in der Financial Times Deutschland vom 28. September 2010 |