© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/10 24. September 2010

UMWELT
Kritiker werden abgeschaltet
Volker Kempf

Die Zeiten haben sich gewandelt. Erhob sich vor zehn Jahren eine Stimme, um vor einer islamistischen Bedrohung zu warnen, wurde dies als Verrat am Multikulturalismus angesehen und mit Verachtung gestraft. Als es zu den Terroranschlägen am 11. September 2001 kam und sich herausstellte, daß islamistische Netzwerke in Deutschland sich besonders sicher für ihre Planungen fühlten, sollte das zu denken geben. Das Bundeskriminalamt warnte nach Angaben von Greenpeace noch im selben Jahr in einem internen Papier vor Hinweisen „auf mögliche terroristische Aktionen gegen kerntechnische Einrichtungen in Deutschland – im Zusammenhang mit der Irak/Kuwait-Krise sowie vor dem Hintergrund des Jugoslawienkonfliktes“. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) hat zwischenzeitlich mehrfach betont, bisher seien bei der Sicherheit der deutschen Atomkraftwerke noch keine Lehren aus der erkannten Bedrohung gezogen werden. Dabei könnten Panzerabwehrlenkwaffen vom Typ AT-14 Kornet-E die Stahlbetonwand älterer deutscher Reaktoren durchschlagen, wie Greenpeace in einer hauseigenen Studie darlegt und von „vorsätzlicher Ignoranz“ der Politik spricht. In der Atompolitik hat schon immer viel Irrationalismus bei ihren Befürwortern hineingespielt, einfach weil es um viel Geld geht. Geld und Sicherheit, wenn die sich nicht vertragen, dann kommt es schnell zu einem Sicherheitsproblem. Islamistische Bedrohung? Deutschland schafft sich ab, meint Greenpeace, denn jedes AKW sei ein atomares Pulverfaß. Daß Deutschland sich abschaffen könnte, das ist für die Bundesregierung kein Thema. Längere Laufzeiten müssen her, Sarrazin soll den Mund halten, Röttgen am besten auch, der beim Atomdeal einfach abgeschaltet wird.

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