© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/10 24. September 2010

RTL-„Eventmovie“: „Westflug – Entführung aus Liebe“ oder die spektakulärste Republikflucht in der Geschichte der deutschen Teilung
Das Glücksgefühl, den Stasi-Häschern entkommen zu sein
Curd-Torsten Weick

Was tun? Die Flucht aus der DDR im Sinn. Wie abgesprochen, mit der Tochter und einem guten Bekannten per Flugzeug nach Danzig geflogen, um dort festzustellen, daß der geliebte Mann aus dem Westen mit den gefälschten Ausweispapieren nicht wie verabredet aus dem Zug aussteigt. Ohne Papiere in einem Danziger Hotel, kein Geld und von Stasi-Häschern umlagert. Die Ost-Berlinerin Ingrid Ruske ist am Boden zerstört. All ihre Träume von einem freien Leben im Westen sind jäh zerplatzt.

Die hübsche Kellnerin aus dem Ost-Berliner Café Moskau hatte sich in den Hamburger Bauingenieur und steten Cafébesucher Horst Fischer verliebt. Es folgten unbeschwerte Tage im Sommer 1978. Immer dabei: die Agenten der Stasi. Schnell wird Ingrid jeglicher Kontakt zu Horst untersagt. Zeit zu handeln. Zusammen mit dem alten Bekannten Detlev Alexander Tiede, der nie einen Hehl daraus gemacht hatte, die DDR verlassen zu wollen, planen die Verliebten mit Ingrids Tochter Jule die Flucht in den Westen. Doch Horsts Plan wird verraten. Er wird auf der Zugfahrt vom West-Berliner Bahnhof Zoo nach Danzig von der Stasi festgenommen und ins Stasi-Gefängnis nach Berlin-Hohenschönhausen verbracht.

Doch von all dem wissen Ingrid und Detlev in ihrem Danziger Hotel nichts. Was tun? Tiede hat die – verrückte – Idee: „Ick entführ een Flugzeuch.“ Was folgt, ist eine, wenn nicht die spektakulärste Republikflucht in der Geschichte der deutschen Teilung.

Basierend auf dieser Begebenheit strahlt RTL seinen „Eventmovie“ mit dem Titel „Westflug – Entführung aus Liebe“ aus. Im Anschluß daran berichten die Protagonisten in der Dokumentation „Flucht in die Freiheit“ (22.30 Uhr) ihre fesselnde Geschichte. Und auch über 30 Jahre später resümiert Tiede, immer noch sichtlich erregt: „Dieses Glücksgefühl endlich den Häschern, die mich jahrelang eingesperrt hätten, entkommen zu sein. Überwältigend.“

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