© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/10 24. September 2010

Fragebogen
Aktham Suliman
Korrespondent

Wo möchten Sie am liebsten sein?

Orte gibt es für mich nur im geistigen oder emotionalen, niemals geographischen Sinn. Meine Orte sind im Kopf: etwa „meine Insel“ oder „die Hölle“.

Wofür lassen Sie alles stehen und liegen?

Für Stunden mit „echten“ Menschen. Diese Art ist leider vom Aussterben bedroht.

Was bedeutet Heimat für Sie?

Die Heimat meiner Kindheit: Rußland, wo ich meinen ersten Schneemann baute. Die Heimat meiner Jugend: Syrien, wo der Mann in mir erwachte. Die Heimat heute: Deutschland.

Was ist Ihnen wichtig im Leben?

In den Spiegel schauen zu können. Ich meine nicht die Zeitschrift. Ich meine das „Spieglein an der Wand“, an der inneren Wand.

Was haben Ihnen Ihre Eltern mitgegeben?

Den Respekt vor einer Spezies namens „Mensch“ (den Selbstrespekt). Immer aufrecht, niemals über Leichen gehen.

Welches Buch hat Sie nachhaltig beeinflußt?

„1984“ (George Orwell) und „Der brave Soldat Schwejk“ (Jaroslav Hasek).

Welche Musik mögen Sie?

Sinti- und Roma-Musik ist für mich das Emotionalste und Spontanste überhaupt: Weinen, Lachen und Schreien in einem.

Welches Ereignis ist für die Welt das einschneidendste gewesen?

Der Urknall. Vieles was danach stattfand, hat eher mit dem Begriff „durchgeknallt“ zu tun.

Was möchten Sie verändern?

Am liebsten alles, wie Kurt Tucholsky.

Woran glauben Sie?

Ich glaube, daß wir Menschen das Wort „glauben“ nie wirklich verstanden haben.

Welche Werte sollen wir unseren Kindern weitergeben?

Ich mache mir eher Gedanken darüber, womit wir unsere Kinder auf ihrer Reise nicht belasten sollten.

Welche Bedeutung hat der Tod für Sie?

Gar keine. Der Tod ist – wie das Leben – nur ein Hirnkonstrukt.

 

Aktham Suliman, geboren 1970, ist Deutschlandkorrespondent und Büroleiter von Al Jazeera Network in Berlin.

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