© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/10 24. September 2010

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Die Causa Olbertz:Leninistische Ethik

BERLIN. Fällt ihm nicht noch der Himmel auf den Kopf, kann die Humboldt-Universität pünktlich zu ihrem 200. Geburtstag im Oktober 2010 den „Prototyp eines Wendegewinners“ und einen „wissenschaftlichen Dünnbrettbohrer“ als ihren neuen Präsidenten begrüßen. Denn mehr, so Kritiker wie der HU-Theologe Richard Schröder (SPD), sei der Pädagogikprofessor Jan-Hendrik Olbertz nun wahrlich nicht. Andreas Stirn, der die seit April anhaltende Kontroverse um einen Opportunisten, der sein von „leninistischer Ethik“ durchdrungenes „Parteigeschwafel“ (Schröder) in Dissertation und Habilschrift heute selbst als „peinlich“ empfindet, im Deutschland-Archiv (4/2010) bilanziert, sieht die BRD-Karriere des Pädagogen ermöglicht durch die von „West-importen“ abgestützte „Kontinuität des Verdrängens“ der SED-Vergangenheit an mitteldeutschen Hochschulen. Schon Olbertz’ Berufung nach Halle (1992), so Ilko-Sascha Kowalczuk, Mitarbeiter beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, sei nur erklärlich, weil damals nicht evaluierte Alt-Kader eine „Alibi-Figur“ ohne Stasi-Nimbus benötigt hätten. Die ihm als HU-Rektor zustehende Berliner Professur werde der Verfasser „vollkommen wertloser“ (Der Tagesspiegel) akademischer Qualifikationsschriften daher nicht ausfüllen können. Den Ruf der Hochschule Humboldts, Hegels und Diltheys werde ein Pädagoge Olbertz aber um so nachhaltiger beschädigen.

 

Erste Sätze

Eine Verständigung über die Frage, ob Luther zu dem Werke, welchem er sich gewidmet, berechtigt war, ist zwischen Evangelischen und Römischen unmöglich.

Wilhelm Walther: Luthers Beruf, Halle 1890.

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