© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/10 24. September 2010

An sich selbst gescheitert
Medien: Der „Rheinische Merkur“ wird eingestellt
(idea/tha)

Die überregionale Wochenzeitung Rheinischer Merkur wird eingestellt. Das hat die katholische Deutsche Bischofskonferenz, die das in Bonn erscheinende Blatt seit 1976 zusammen mit acht Bistümern trägt, am Montag dieser Woche einen Tag vor ihrer Herbsttagung in Fulda beschlossen. Statt dessen wollen die Gesellschafter eine „Kooperation“ mit der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit eingehen. Das linksliberale Blatt werde „spätestens zum 1. Januar 2011“ für die Abonnenten des einstmals christlich-konservativen Rheinischen Merkur eine sechsseitige Beilage enthalten.

Der Rheinische Merkur war im März 1946 mit einer Lizenz der französischen Besatzungsmacht und einer Auflage von 220.000 Exemplaren gegründet worden. Im 2. Quartal dieses Jahres lag die Auflage jedenfalls laut IVW bei etwas mehr als 64.000 Exemplaren, acht Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Über die Höhe der kirchlichen Subventionen macht die Bischofskonferenz keine Angaben; zuletzt sollen es laut Spiegel Online rund drei Millionen Euro pro Jahr gewesen sein.

Neben wirtschaftlichen Überlegungen sollen auch inhaltliche Gründe für einen Abbau des Blattes entscheidend gewesen sein. So soll der Kölner Kardinal Joachim Meisner, dessen Erzbistum zu den Hauptgeldgebern gehört, einen zu wenig kirchentreuen Kurs des Merkurs gerügt haben. Er soll auch verärgert über die kritische Berichterstattung zum Fall des unter Mißbrauchsvorwürfen zurückgetretenen Augsburger Bischofs Walter Mixa gewesen sein.

Publizistische Beobachter aus dem konservativen und rechtsintellektuellen Milieu haben indes schon vor Jahren darauf hingewiesen, daß der Rheinische Merkur spätestens seit dem Amtsantritt des Chefredakteurs Michael Rutz 1994 eine „ganz und gar langweilige Zeitung geworden ist“ (Karlheinz Weißmann, JF 26/06), die schlichtweg „überflüssig“ sei.

EKD stellte Wochenblatt vor zehn Jahren ein

Die EKD hatte ihre Wochenzeitung Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt schon vor zehn Jahren wegen Auflagenschwunds und anhaltend hoher Subventionen eingestellt. Die Nachfolge trat das monatlich erscheinende Magazin Chrismon an, das in 1,6 Millionen Exemplaren Blättern wie Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung und Süddeutsche Zeitung kostenlos beiliegt. Chrismon erscheint seit 2006 unter dem Dach des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main und wird jährlich mit vier Millionen Euro von der EKD subventioniert.

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