© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/10 17. September 2010

Leserbriefe

Zu: „Das letzte Aufgebot“ von Bernhard Knapstein, JF 37/10

Aufarbeitung der Vertreibung hat erst begonnen

Hier handelt es sich leider um eine sehr pessimistische Darstellung. Sie bedarf der Korrektur. Die „ernsten strukturellen“ Probleme, die es bei jedem Verband rein durch den Generationenwechsel geben mag, können nicht die nach wie vor vorhandenen „inhaltlichen“ Probleme nivellieren. Diese Probleme sind eingegraben in die Erinnerung inzwischen einer zweiten und dritten Generation der Nachkommen des Vertreibungsunrechtes und werden heute wie seit Jahrzehnten dem öffentlichen Bewußtsein durch den BdV nahegebracht. Nicht nur das Gedenken an die schrecklichen Ereignisse der Vertreibung durch das Auffinden immer neuer Massengräber hält das Gedenken des ebenso einmaligen Unrechtes aufrecht, wie auch die bewundernswerte Haltung der Vorstandsmitglieder des BdV, an der Spitze mit Erika Steinbach.

Mit Recht hat Claude Landsmann kürzlich in einem Interview (Spiegel, 36/2010) festgestellt: „Erst jetzt beginnen die Deutschen auch über ihr eigenes Leiden zu sprechen (...).“ Die Aufarbeitung auch der Vertriebenen-Vergangenheit hat erst begonnen und ist nicht eine Frage von sich wandelnden Organisationsformen. Das moralische und rechtliche Bewußtsein – auch der Deutschen – zum eigenen Schicksal verschiebt die bisher geübte „Political Correctness“ hin zur historischen Wahrheit.

Dr. Herbert Fleissner, München

 

 

Zu: „Der Wind dreht sich“ von Michael Paulwitz, JF 37/10

Konservative Alternative fehlt

Nach dem „Super-Gau für die politische Klasse“, wie man die Reaktionen auf die Äußerungen von Dr. Thilo Sarrazin, einstufen kann, stellt sich die Bundeskanzlerin hin und verleiht einen Preis für Zivilcourage. Natürlich nicht für den Mut von Kirsten Heisig oder Thilo Sarrazin, sondern an den Dänen Kurt Westergaard.

Natürlich hat der Karikaturist diesen Preis auch verdient, doch ist diese Veranstaltung typisch für die Verdrängungskultur der CDU-Vorsitzenden. Während in Dänemark die Diskussion über den militanten Islam, der übrigens keine reine Religion, sondern ein Gesellschaftsmodell ist, seit Jahren offen geführt wird, ist diese Diskussion bisher in Deutschland von vielen „politisch korrekten“ Politikern und noch mehr Journalisten unterdrückt worden.

Unvergessen ist die bösartige Reaktion der politischen Klasse auf die Volksabstimmung der Schweizer zum Verbot weiterer Minarett-Bauten. Wer sich kritisch über ausländische Menschen äußert, deren einziges Interesse an Deutschland im Annehmen von Geldzuwendungen besteht, wird mit der Keule „Rechtsextremist“ erschlagen. Da ich die Lernfähigkeit vieler Politiker bezweifle, wird es wohl nur helfen, wenn sie mit dem Wahlzettel abgestraft, das heißt ihr Amt loswerden. Aber da fehlt neben der CDU bisher eine ernsthafte konservative Alternative, die unbedingt notwendig ist, um unsere Freiheit und unser Grundgesetz zu schützen.

Alexander W. Bauersfeld,  Hannover

 

Wahrung deutscher Interessen

Thilo Sarrazin hätte der Deutschen Bundesbank besser erhalten bleiben sollen. Seit die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Unabhängigkeit aufgegeben hat, ist jeder Finanzfachmann, der noch deutsche Interessen offen und klar vertritt, ein Gewinn. Denn dort geht es um unsere Geldwertstabilität, um die Ersparnisse und die Alterssicherung der Deutschen, die von der aktuellen Politik leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.

Den Euro zu erhalten – koste es, was es wolle –, würde Deutschland vielfach mehr kosten als die Alimentierung aller arbeitslosen Immigranten. Was jetzt in Berlin betrieben wird, ist nichts anderes als eine Neuauflage der Maastricht-Kriterien. Die Südeuropäer sollen durch strengere Auflagen und noch mehr Kontrollorgane in die Disziplin gezwungen werden – eine Disziplin, die ihrer Kultur und Lebensweise widerspricht.

Mentalitäten sind in Jahrhunderten gewachsen und werden sich nicht innerhalb weniger Jahre durch neue Belehrungen ändern. Sie sind stärker als Verträge und Gesetze. Die Führungseliten in Athen, Rom, Lissabon und Madrid werden sich auch in Zukunft auf ihr Improvisationstalent, ihr Verhandlungsgeschick und die Feigheit der deutschen Politiker verlassen. Notfalls werden die Auflagen bei der nächsten Notlage ja wieder wegverhandelt. Deutsche Politiker, die sich auf die Haltbarkeit solcher Abmachungen verlassen, sind naiv.           

Max G. Luber, München

 

 

Zu: „Prophet einer Wende“ von Thorsten Hinz, JF 36/10

Vorbildliches Handeln Sarrazins

Warum soll das Amt eines Bundesbank-Vorstandsmitgliedes nicht mit dem Buch von Herrn Sarrazin vereinbar sein? Meines Wissens ist es eine der Hauptaufgaben der Bundesbank, für die Sicherheit der Währung zu sorgen. Diese ist aber durch die hohe Verschuldung unseres Staates gefährdet. Der größte Posten in den Ausgaben des Bundeshaushalts ist aber mit Abstand der Etat „Arbeit und Soziales“, der für den Haushalt 2011 mit 131,8 Milliarden Euro angesetzt ist. Das sind bei einem Gesamthaushalt von 307,4 Milliarden Euro knapp 43 Prozent. Wenn man aber zum Sparen gezwungen ist, muß man zuerst an diesem Posten ansetzen.

Ein großer Teil dieser Milliarden wird an nicht arbeits- und nicht bildungswillige Migranten vergeben, die auf Kosten der arbeitenden Steuerzahler leben und somit die Verschuldung des Staates vergrößern. Bei einer ständig weitersteigenden Staatsverschuldung droht uns aber ein Staatsbankrott. Das zu verhindern, ist eine Aufgabe der Bundesbank.

Auf diese von allen Politikern ständig heruntergespielte Gefahr weist Sarrazin mit seinem Buch hin.

Franz Scheppler, Westerland/Sylt

 

Indoktrination mißlungen

Die überraschende Unterstützung Sarrazins auch durch Bertelsmann, Bild und Spiegel läßt hoffen, daß die Phalanx der antideutschen Journaille zerbricht und daß die politische Klasse endlich in die Wüste geschickt wird.

Die enorme Zustimmung pro Sarrazin, das Faktum einer fast völlig isolierten Herrschaftsschicht beweist, daß die Substanz noch da ist, daß es trotz jahrzehntelanger Indoktrination mißlungen ist, politische Korrektheit und Multikulti in der Tiefe zu verankern. Stattdessen drängt jener bislang unterdrückte Groll zum Ausbruch: gegen die Abrichtung der Nation auf Selbstverleugnung und Selbsthaß, gegen die beabsichtigte Zerstörung der sozialen und kulturellen Heimat. Die Nemesis des Angerichteten holt nun deren Erzeuger ein.

Trotz aller aller Verwirrung und Verirrung wird das Land zu einer befreiten Identität finden. Deutschland wird sich, wie schon 1919, 1949 und 1989/90 als unverwüstlich erweisen. In höchster Not schafft es sich nicht ab. Kein Finis Germania! Es schafft sich neu, es schafft sich frei. Patrioten verschiedener Schattierungen müssen jetzt bekennen, müssen aufstehen, sich der großen Traditionen von 1848, der Widerständler von 1944 würdig erweisen. WIR sind das Volk und ICH bin Deutschland. Zur Tat!           

Rudolf Kraffzick, Hainau

 

Ums Land verdient gemacht

Der ganze Hype um Sarrazin markiert in letzter Konsequenz den Zenit einer über Jahre herbeigeführten Entfremdung, die von einer selbstgefälligen Politikerkaste im Verein mit zahllosen Lobbyisten und einer willfährigen Presse dem regierten Souverän gegenüber vollzogen wurde. Und wer weiß besser um die Probleme unseres Landes Bescheid, als ein Mann mit vielen Jahrzehnten Erfahrung in den politischen und wirtschaftlichen Schaltstellen, der noch dazu praktikable Problemlösungen zu präsentieren imstande ist und sich unzweifelhaft um unser Land verdient gemacht hat?

Matthias Kaiser, Hausach

 

 

Zu: „Das ist ein riesengroßer Fehler“ von Ronald Gläser, JF 37/10

Parteiausschluß für Altkanzler

Sarrazin ist nicht der einzige Sozialdemokrat mit deutlichen Worten. Beispielhaft sind die Ausführungen von Helmut Schmidt, etwa im von Hans Klein herausgegebenen Buch „Die Bundeskanzler“. Darin hatte Schmidt beklagt, daß Deutschland „noch nie eine so hohe Kriminalitätsrate gehabt“ habe, und gefordert, „den Zustrom von Ausländern nach Deutschland zu stoppen. Wenn jedes Jahr eine dreiviertel Million Ausländer einströmen, muß das in in Mord und Totschlag enden.“ Sollte man jetzt also auch dem hochverdienten Altbundeskanzler den Austritt aus der SPD nahelegen?

Heinz Matthias, Niedenstein

 

 

Zu: „Mahnungen zerstoben im Wind“ von Thorsten Thaler, JF 36/10

Mehr Erinnerung wagen

Was Thilo Sarrazin jetzt zu Massenzuwanderung, Integrationsproblemen, Sozialtransfer, Ausländerkriminalität und demographischer Entwicklung sagt und schreibt, ist im Grunde nichts anderes, was führende Sozial-, Christ- und Liberaldemokraten bereits vor Jahrzehnten zu diesen Problemen gesagt und geschrieben haben. Sie meinten es jedoch nicht wirklich ernst damit, denn einen Politikwechsel haben all diese Mahnungen und Appelle nicht bewirkt.

Daß nun die gesamte Politklasse mit der Moralkeule auf den armen Sarrazin einprügelt, ist ein Zeichen dafür, daß man auch heute keinen Politikwechsel will – trotz der unbestreitbaren und gravierenden Probleme vor allem mit Zuwanderern aus muslimischen Ländern. Wenn nun die SPD ihr langjähriges Parteimitglied Sarrazin ausschließen sollte, müßte sie konsequenterweise auch Ex-Bundeskanzler Brandt und Schmidt, den NRW-Ministerpräsidenten Kühn und Hannovers Oberstadtdirektor Neuffer nachträglich aus ihren Reihen ausschließen.

Günter Zemella, Schwäbisch Hall

 

 

Zur Meldung: „Vertriebenenzentrum: Zentralrat steigt aus“, JF 37/10

Lektüreempfehlung Baginski

Der Zentralrat der Juden sollte sich mehr mit der Vorgeschichte der Vertreibung der Deutschen aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien befassen, denn die Äußerungen von Herrn Tölg lassen sich leicht belegen, so durch die beiden Bücher des nationalistischen polnischen Offiziers Henryk Baginski: „Poland’s Freedom of the Sea“ und „Poland and the Baltic“ (beide 1942). Ersteres ist mit einem Vorwort (28.11.1941) des polnischen Kriegsministers im Exil, Generalleutnant Marian Kukiel, versehen und bekommt somit quasi offiziellen Charakter.

Baginski schreibt: „Alle Deutschen aus Ostpreußen sowie aus den Gebieten der Oder werden entfernt. Niemals wieder, so schwören die Polen, wird es eine deutsche Minderheit in Polen geben – eine Minderheit, die Schwierigkeiten bereitet und Vorwände für eine Aggression bietet“ (S.85 f.).  Und weiter: „Um die Verteidigung Polens und der Tschechoslowakei zukünftig zu gewährleisten, sollten sie die größtmöglichste gemeinsame Grenze haben. Das kann nur erreicht werden, wenn ganz Schlesien bis zu den Oderzuflüssen Bober und Neiße an Polen zurückgegeben wird (...). Westpommern mit Stettin, die Insel Rügen und das Gebiet von Lebus sollte mit Polen vereint werden (...). Diese beiden Länder gaben nie die Hoffnung auf, die verlorenen Gebiete wiederzugewinnen, was denn auch die Geschichte beweist“ (S.88). Deutscher Revanchismus? Nein, Polen war schon immer darauf bedacht, die deutschen Ostprovinzen „wiederzugewinnen“.

Prof. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann,  Bohmte

 

 

Zur Meldung: „Bayern wirbt um amerikanische Truppen“, JF 37/10

Warum nicht mehr Standorte?

Die Besiegten bitten die Sieger, in ihrem Lande zu bleiben – Deutschland ist jeder normale Stolz auf das eigene Land abhanden gekommen. Man wundert sich eigentlich nur noch, daß die Amerikaner von der bayerischen Landesregierung nicht gebeten wurden, zusätzliche Standorte einzurichten, das würde doch Geld ins Land bringen. Man wundert sich aber nicht, daß viele qualifizierte Deutsche unser Land für immer verlassen. Warum sollte man sich mit einem Land identifizieren, das sich ständig selbst erniedrigt.

Walter Fröscher, Berg

 

 

Zur Kolumne: „Seltsame Widersprüche“ von Rolf Dressler, JF 36/10

Kein Widerspruch

Leben in einem „schlaraffenlandartigen Umfeld“ und Risikoscheu sind kein Widerspruch. Warum soll jemand etwas riskieren, wenn er auch so, schlimmstenfalls vom Staat gestützt, prächtig leben kann?

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Kunst ist keine Theologie“, JF 35/10

Theologische Null-Lösung

Bezeichnend ist der Streit um die lächerlichen „Lutherzwerge“, die auf das Reformationsjubiläum 2017 hinweisen sollen. Mit blödsinniger Effekthascherei wird man dem reformatorischen Anliegen und der Lebensleistung Martin Luthers nicht gerecht. Das kirchenpolitisch korrekte „Vom-Sockel-Holen“ und „Auf-Augenhöhe“-Gelaber ist doch eine Verhöhnung des Anliegens, mit dem dieser Prophet der Deutschen 1517 gerade der Kommerzialisierung und Veräußerlichung entgegentrat.

Personenkult war Luther zutiefst zuwider. Es zeigt die ganze hilflose Profillosigkeit einer orientierungslos gewordenen Kirche, die mit der Botschaft der Reformation immer weniger anfangen kann. Die wachsende kirchliche Bedeutungslosigkeit steht in direkter Korrelation mit solchem Aktionismus. Da helfen alle bischöflichen Verteidigungsversuche Junkermanns nicht, das ist die kirchlich-theologische Null-Lösung auf geistlichem Ablaßniveau: Sobald das Geld im Kasten klingt, der Luther-Zwerg zum Käufer springt.

In der evangelischen Kirche sollten wir uns statt solch peinlicher Eskapaden wieder ernsthaft mit den Schriften und der Lehre Luthers beschäftigen: Das würde unserem orientierungslos gewordenen Volk mehr nützen. Vor dem falschen Vertrauen auf tote Götzen warnt der Prophet Jeremia mit auch heute treffenden Worten: „alle Menschen aber sind Toren mit ihrer Kunst; denn ihre Götzen sind Trug und haben kein Leben, sie sind nichts, ein Spottgebilde“ (Jer 10,14+15).

Militärpfarrer Ulrich Kronenberg, Kabul/Afghanistan

 

 

Zu: „Den Stecker gezogen“ von Toni Roidl, JF 32/10

GEZeichnet vom TV-Betrug

Das Fernsehen dient meines Erachtens heute überwiegend der Propaganda, Manipulation und Indoktrination. Es ist vor allem eine Droge, wahlweise als Aufputschmittel oder Sedativum. Es befördert die Ablenkung und stiehlt die Zeit – um nur einige negative Faktoren zu nennen. Es zeugt von unerschütterlicher Chuzpe, für nicht bestellte, weil minderwertige, Ware etwas zu verlangen. Mit Mitteln, die den Straftatbestand des Stalking erfüllen, werden Geldmittel eingetrieben, um ein entartetes System zu erhalten und auszubauen.

Diesen gigantischen Verblödungsfeldzug links liegen zu lassen, sollte für jeden zu einem Akt der Selbstachtung werden.

Vera Cronen, Calw-Hirsau

 

 

Zu: „Die vergessenen Opfer“ von Martin Lichtmesz, JF 30/10

Mutig: Fakten zur Erinnerung

Herzlichen Dank für Ihre Berichterstattung der letzten Wochen! Sie haben mutigerweise sehr viele Fakten im Hinblick auf die Vertreibung geschrieben. Dies bedeutet, daß wir Vertriebenen doch wenigstens ansatzweise zur menschlichen Spezies gehören. Denn so hatte ich mich kaum mehr empfunden, da man ja anscheinend jedes Verbrechen an uns begehen konnte, ohne daß dies jemanden interessierte.

Sabine Kraiss, Würzburg

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