© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/10 17. September 2010

UMWELT
Fischer als Kassenschlager
Volker Kempf

Der Rewe-Konzern hat Joseph Fischer als Berater für dessen Ökoproduktpalette und Nachhaltigkeitsstrategie verpflichtet. Das garantiert Aufmerksamkeit in der Medienlandschaft, ohne dafür tief ins Werbebudget greifen zu müssen. Der Name des Grünen-Politikers, der als Außenminister in Umfragen zeitweise der beliebteste Politiker Deutschlands war, polarisiert aber auch. Joschka hatte immer Freund und Feind auf sich gezogen. Einkaufen sollen im Rewe-Markt aber beide Lager. Insofern ist es keine ausgemachte Sache, daß sich der Kölner Konzern damit einen Gefallen getan hat. Die Beliebtheit Fischers war schon immer fragwürdig. Ursprünglich in der linksradikal-militanten Szene unterwegs, stieg er 1982 bei den Grünen ein. Dabei war Fischer gar nicht an ökologischen Fragen interessiert, wie er noch 1978 im Szenemagazin Pflasterstrand verkündete.

Fischer steht ohnehin nicht für Ökologie, sondern für Personenkult. Dieser hat immer etwas von Führerkult, der einem den Blick für die Realität trübt, wie Helmut Schelsky in seinem Aufsatz „Mehr Demokratie oder mehr Freiheit?“ 1973 schrieb. Fischer muß wohl nicht viel von Ökoprodukten verstehen, solange er die Kundschaft zu Rewe führt. Die Konkurrenz sollte nicht schlafen und Brigitte Bardot verpflichten, die steht für Tierschutz und gewinnt Sympathien auf seiten derer, die Fischer nicht so appetitlich finden. Bei der Französin weiß man, da kommt kein geschächtetes Fleisch in die Kühltruhe. Aber vielleicht droht uns eher Ex-Ministerin Renate Künast als Tierschutzberaterin, die vor laufender Kamera mit einem Jungen laienhaft und qualvoll einen Fisch abschlachtete? In Deutschland ist alles möglich, bei den derzeitigen Umfragewerten für die Grünen sowieso.

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