© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/10 10. September 2010

Kolumne
Eine afrikanische Tragödie
Bruno Bandulet

Naturkatastrophen auch in den entferntesten Teilen der Welt machen Schlagzeilen und erwecken Anteilnahme – an afrikanische Tragödien hingegen scheint sich der Westen um so mehr zu gewöhnen, je länger sie andauern. Wer spricht schon von Simbabwe, dem früheren Rhodesien, einst als Schweiz Afrikas gerühmt, ein Land mit reichen Rohstoffvorkommen und fruchtbaren Böden, das von Robert Mugabe und seinen Spießgesellen so vollständig zugrunde gerichtet wurde, daß sein Wiederaufbau Jahrzehnte dauern wird.

Am Fall Simbabwe lassen sich innerafrikanische Machtstrukturen, wirtschaftlicher Niedergang, aber auch ausländischer Einfluß wie im Brennglas studieren – nur verzerrt bis ins Groteske. Nach drei Jahrzehnten Unabhängigkeit sind über 90 Prozent der Einwohner arbeitslos, haben die meisten der 4.500 weißen Farmer das Land verlassen, ist der frühere Getreideexporteur auf UN-Hilfe angewiesen, sind vier Millionen Menschen geflohen, sind schätzungsweise eine Million umgekommen – durch Hunger, Seuchen, Ärztemangel und staatliche Brutalität.

Unterdesssen bereichert sich eine winzige Schicht von Kleptokraten am lukrativen Diamantenexport – einige hundert hohe Offiziere und Polizisten des Unterdrückungsapparates und Mugabe selbst, der mit seiner Frau zum Shoppen nach Hongkong und Dubai zu fliegen pflegt.

Politische Rückendeckung bekommt das Regime aus Peking, in Harare gilt der Verteidigungsminister als Mann der Chinesen und möglicher Nachfolger des schwerkranken Präsidenten Robert Mugabe. Die Schlüsselrolle aber spielt Südafrika. Wenn die Südafrikaner wollten, könnten sie dem Spuk ein Ende bereiten, indem sie den südafrikanischen Luftraum sperren, die Treibstoffzufuhr abschneiden und Mugabe und seiner Clique die medizinische Versorgung verweigern, zu der sie nach Südafrika reisen müssen.

Kein afrikanisches Land, vielleicht mit Ausnahme des Kongo, hat einen derart fürchterlichen Preis für das Ende der weißen Herrschaft bezahlt. Ian Smith, der paternalistische Premier Rhodesiens, hat immer davor gewarnt und recht behalten. Zweimal habe ich ihn zum Interview in Salisbury getroffen, einen bescheidenen und integren Mann, der seinen alten Peugeot 404 selbst steuerte, ganz ohne Personenschutz. Auch die schwarze Bevölkerung begegnete ihm mit Respekt. Er verlor den Bürgerkrieg nicht, er mußte aufgeben, als ihn die USA und Südafrika fallenließen.

 

Dr. Bruno Bandulet ist Herausgeber des Finanzdienstes Gold&Money Intelligence.

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