© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/10 13. August 2010

Frisch gepresst

Schwarz-Rot-Gold. Patriotismus ist eine vielbeschworene Vokabel, die Debatte darüber hat durch den schwarzrotgoldenen „Partyotismus“ der Fußballweltmeisterschaft 2010 neue Nahrung erhalten. Auf dieser Welle des ungezwungenen Vaterlandsdiskurses schwimmt auch der Bonner Politikwissenschaftler Volker Kronenberg. Dazu hat der Biograph von Jürgen Rüttgers (CDU) seine Habilitationsschrift essayistisch aufgefrischt: Schon der prägnante Titel spielt auf die neue Leichtigkeit der „Generation 89“ im Umgang mit dem Patriotismus an. Dem modernen „Patriotismus 2.0“ – ein offener, multikultureller, gemeinwohlorientierter Republikanismus – stellt der Autor den „Patriotismus 1.0“ gegenüber. Darunter fallen die historischen Perversionen der Vaterlandsliebe: die „Idolatrie des Deutschseins“ nach 1871, der Hurra-Patriotismus von 1914, der völkische Nationalismus im Dritten Reich. Kronenberg gibt unumwunden zu, daß nur eine rot-grüne Bundesregierung eine „geistig-moralische Wende“ beim Patriotismusthema einleiten konnte. Zuvor hatten dieselben linken Achtundsechziger politische Quarantäne verordnet. In zehn Thesen plädiert der Autor unter anderem für den 9. November als „Tag der Deutschen“, bleibt ansonsten aber im Akademisch-Ungefähren (Patriotismus 2.0. Gemeinwohl und Bürgersinn in der Bundesrepublik Deutschland. Olzog Verlag, München 2010, broschiert, 144 Seiten,   16,90 Euro).

 

Rechtsextremismus. „Fakten statt Fälschungen. Argumente gegen rechtsextreme Parolen“, lautet der nicht ganz unbescheidene Titel von Harald Bergsdorfs aktuellem Buch (Olzog Verlag, München 2010, broschiert, 155 Seiten, 14,90 Euro). Und im Vergleich zu so manch anderer Publikation zu diesem Thema hält sich der Politikwissenschaftler über weite Strecken an die Fakten und verzichtet im Gegenzug auf eine moralisierende Wortwahl. Auch weist Bergsdorf darauf hin, daß nicht jeder, der sich gegen Rechtsextremismus engagiert, automatisch ein Demokrat ist und auch Linksextremisten sich unter dem Deckmantel des Antifaschismus gegen den demokratischen Staat richten. Doch dem Anspruch des Titels wird er dennoch nicht gerecht. Denn was er an angeblichen „Fakten“ gegen „rechtsextreme Lügen und Halbwahrheiten“ vorbringt, ist selbst nicht ganz unstrittig – sei es beim Thema Islam, der sich seiner Ansicht nach vom Islamismus unterscheide wie „Kirchturm und ein Küchenhocker“, oder bei den Themen „Ausländerkriminalität“ und „Überfremdung“. Ob Deutschland ohne „afrikanische Nonnen, türkische Kioskbetreiber und Intellektuelle“, „portugiesische Sprachlehrer“ und „japanische Opernsänger“ wirklich soviel ärmer wäre, wie Bergsdorf behauptet, müßte jedenfalls erstmal bewiesen werden.

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