© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/10 13. August 2010

Wie das Leben, so der Tod
Ein lustigeres Sterben: Hat der Ex-Terrorist Fritz Teufel seine Grabschändung selber in Auftrag gegeben?
Thorsten Thaler

Johann Gottlieb Fichte, Karl Friedrich Schinkel, und Georg Wilhelm Friedrich Hegel liegen hier begraben, Heinrich Mann, Herbert Marcuse, Bertolt Brecht, Anna Seghers, Johannes R. Becher, Rudolf Bahro, Stefan Hermlin, Heiner Müller, auch die NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer und Hans von Dohnanyi, Bundespräsident Johannes Rau, viele Unternehmer, Künstler, Wissenschaftler. Der Dorotheenstädtische Friedhof ist eine der prominentesten Begräbnisstätten in Berlin.

Mitte Juli wurde hier auch der frühere APO-Aktivist und Ex-Terrorist Fritz Teufel beigesetzt. Zu der berühmten Nachbarschaft meinte die taz mit Blick auf Teufel: „Das ist eine würdige Umgebung, ganz sicher eine Ehre.“ An seinem Grab: von den Altkommunarden Rainer Langhans und Ulrich Enzensberger über den Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele bis zu den Ex-Terroristen Michael „Bommi“ Baumann und Inge Viett alle, die als Genossinnen und Genossen in der linken Szene Rang und Namen haben.

Vergangenes Wochenende nun haben bislang Unbekannte die Urne Teufels wieder ausgebuddelt und Asche – mutmaßlich: seine – auf dem Friedhofsweg verstreut. Seither herrscht große Aufregung und noch größeres Rätselraten über Täter und Motiv. Die Spekulationen reichen von „Neonazis“ bis zu Teufels Freunden, die sich einen „Spaß“ erlaubten. Rainer Langhans meint gar, Teufel könnte zu Lebzeiten seine Grabschändung selbst in Auftrag gegeben haben. „Unser Ziel war immer ein besseres Leben, dazu gehört eben auch ein besseres, ein lustigeres Sterben.“

Das freilich wäre nur der letzte monströse Irrtum der Teufel, Langhans & Co. So wie ihr Leben ihnen mißlungen ist, so auch ihr Tod.

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