© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/10 13. August 2010

Aufgeschnappt
Rollen in Geschlechterwelten
Matthias Bäkermann

Die Unlogik läßt sich durch Logik in keiner Weise erschüttern“, analysierte der Wissenschaftsjournalist Hoimar von Ditfurth die Beharrungskraft der Ignoranz. Die Stellenausschreibung der „Mädchenwerkstatt“ in Mannheim könnte als Beleg dazu dienen, wo eine Kraft für eine berufsorientierende Maßnahme für Schülerinnen ab der Klasse 6 aller Mannheimer Haupt- und Realschulen gesucht wird. „Die Werkstatt unterstützt und fördert die Schülerinnen im immer härter werdenden Kampf um einen Ausbildungsplatz und den immer höheren Anforderungen an Schulleistungen und Bewerbungen“, erfahren Interessierte. Weil die ganze Sache natürlich unter dem Aspekt der von Kristina Schröders Familienministerium geforderten „durchgängigen Gleichstellungsorientierung“ (Gender Mainstreaming) verbucht werden muß, will die „Mädchenwerkstatt“ die „Erweiterung des Berufswahlspektrums von Mädchen über die traditionellen Frauenberufe hinaus“ erwirken, etwa in der Holz- und Metallbearbeitung.

Die gesuchte Kraft („handwerkliche und technische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich“) soll dazu den Kontakt zwischen Mädchenwerkstatt, Schule und Betrieben „pflegen“. Damit es mit der „Integration der Gleichstellungsperspektive“ aber nicht zu bunt zugeht, ist die Ausschreibung – Antidiskriminierung hin oder her – nur an Frauen, speziell „G+H-Lehrerinnen mit halbem Deputat“, gerichtet. Unterstützt werden diese von zwei Mitarbeiterinnen. XY-Chromosomen-Träger bleiben bei diesem „geschlechtersensiblen Berufsorientierungsangebot“ außen vor. Außer bei den Jungen: Die werden nur von männlichen Mitarbeitern betreut.

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