© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/10 23. Juli 2010

DVD: Melodram
Initiation
Werner Olles

Margitta (Nastassja Kinski) und Peter (Tony Goldwyn) fliehen 1950 mit ihrer ältesten Tochter Maria aus dem kommunistischen Ungarn in die USA, um dort in Freiheit ein neues Leben zu beginnen. Ihre jüngste Tochter Suzanne soll das Land auf anderem Weg verlassen, weil die Fluchthelfer sich weigern, auf dem gefährlichen Weg über die Grenze nach Österreich ein Baby mitzunehmen.

Doch der Plan geht schief. Zwar kann die Großmutter Suzanne noch bei Bekannten auf dem Land unterbringen, als sie jedoch trotz Drohungen der Geheimpolizei den Aufenthaltsort des Mädchens nicht verrät, wird sie selbst verhaftet und ins Gefängnis geworfen. Von den USA aus kämpfen die Eltern jahrelang um die Ausreise ihrer Tochter, die inzwischen bei Pflegeeltern aufwächst. Als Suzanne sechs Jahre alt ist, gelingt es endlich mit Hilfe des Internationalen Roten Kreuzes, sie nach Amerika zu holen.

Neun Jahre später ist aus Suzanne (Scarlett Johansson) ein ebenso hübscher wie rebellischer, aber im Grunde ihres Herzens unglücklicher Teenager geworden. Sie sehnt sich nach ihren Pflegeeltern in Ungarn und rebelliert gegen ihre Mutter. Die will Suzanne vor Männern, Alkohol und Drogen schützen, weiß sich aber nicht anders zu helfen, als ihre Tochter mit Hausarrest zu bestrafen. Doch Suzannes Entschluß steht fest, und als der Konflikt eskaliert, beschließt sie, zurück nach Ungarn zu gehen, um in der alten Heimat endlich Antworten auf ihre Fragen zu finden. Schließlich erzählt ihr die Großmutter die ganze Wahrheit über ihre Familie.

In „Ein amerikanischer Traum“ (2001) verarbeitet Regisseurin Éva Gárdos die bewegende Geschichte ihrer eigenen Familie zu einem berührenden Film über die Suche eines jungen Mädchens nach Identität und Heimat. Das unterscheidet ihn wohltuend von einem beliebigen sentimentalen Melodram, wenngleich die Stilmittel sich überschneiden. Wie beim klassischen Melodram geht es auch diesmal um das Drama der weiblichen Initiation in der bürgerlichen Gesellschaft. Es geht um Unschuld, um Liebe, um Unterdrückung und um Leid als eine Form von Sinnstiftung.

„Ein amerikanischer Traum“ lebt von der Maßlosigkeit von Gefühlen, Beziehungen, Versagungen und Tabus, doch zur Metaphysik des Genres gehört es nun einmal, das Unglück zu beschwören und zugleich das Glück zu liefern. Wer die rauschhafte Phantastik des Melodrams schätzt, kommt hier ganz sicher auf seine Kosten.

DVD: Ein amerikanischer Traum. Pandastorm Pictures/Ascot Elite 2010, Laufzeit etwa 102 Minuten

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