© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/10 16. Juli 2010

WDR-Reportage: Kampf im Klassenzimmer – Deutsche in der Minderheit
Beklemmende Gespräche
Christian Dorn

Es gibt immer einen, der die Wahrheit ausspricht. Entsprechend meldete Bild, daß Anna-Maria Connor, die Schwester der Popsängerin, aus Liebe zu ihrem Freund, Nationalstürmer Mesut Özil, zum Islam konvertiert sei. Nicht zufällig stammt der muslimische Fußballprofi aus Gelsenkirchen. Dort läßt sich der gesellschaftliche Grad der Islamisierung bezeichnenderweise an der Straßenbahnhaltestelle „Willy Brandt“ ablesen, wo fast nur traditionelle muslimische Frauen mit Kopftuch anzutreffen sind. Ihr Erscheinungsbild zeigt, auf welch verhängnisvolle Weise das „Wagnis Demokratie“ durch das Modell der „multikulturellen Gesellschaft“ ersetzt wurde – oder vielmehr: wie sich erstere durch letztere verändert hat.

Spiegelverkehrte Realität:   Deutsche als „Ausländer“

Denn die Regeln des sozialen Umgangs werden zunehmend durch den Islam diktiert. Besonders deutlich wird dies an den Hauptschulen, etwa in Essen-Karnap, einem Stadtteil, der direkt an Gelsenkirchen grenzt. Hier haben die Autorinnen Nicola Graef und Güner Balci den Schulalltag der verbliebenen deutschen Schüler begleitet. In ihrer 45minütigen Reportage „Kampf im Klassenzimmer: Deutsche Schüler in der Minderheit“ (ARD, Mittwoch, 21. Juli, 23.45 Uhr) zeigen sie, was es heißt, wenn siebzig Prozent der Schülerschaft aus muslimischen Familien kommen.

Für die Filmemacherin Güner Balci, aufgewachsen in Berlin-Neukölln, ist es nicht die erste Bestandsaufnahme dieser Art. Für einen Beitrag des ARD-Magazins „Panorama“ im Mai 2009 hatte sie ihre einstige Schule besucht und dokumentiert, wie deutsche Schüler von ihren vorwiegend muslimischen Klassenkameraden drangsaliert werden. Dennoch ging die Realitätsverweigerung so weit, daß Lehrer Interviews verweigerten, weil die Berichterstattung „Fremdenhaß schüren“ könne. Bezeichnend war denn auch die verdruckste Anmoderation, in der ausdrücklich davor gewarnt wurde, „diesen Beitrag unter deutschnationalem Blickwinkel“ anzuschauen. „Dann“, drohte Moderatorin Anja Reschke, „wären Sie in guter Gesellschaft mit der NPD.“ Es gehe hier nicht um Nationalitäten, sondern um eine gescheiterte Integration.

Daß aber für letztere nicht die Gesellschaft, sondern die sozialen Muster des Islam verantwortlich sind, läßt sich nicht länger leugnen. Auf beklemmende Weise offenbaren dies die Gespräche mit den deutschen Schülern an der Hauptschule in Essen-Karnap. Diese ziehen sich aus Selbstschutz zurück oder sie reagieren mit Überanpassung wie Julia, die für ihren palästinensischen „Romeo“ zum Islam übergetreten ist.

Dessen Lob kling wie folgt: „Die zieht keine kurzen Sachen an, geht auch nicht feiern.“ So etwas hasse er. Nur „deutsche Schlampen“ verhielten sich so. Der muslimische „Romeo“ kennt auch genau „das Problem hier in Deutschland: Die Mädchen haben zu viele Freiheiten.“ Und überhaupt: „Als Frau darf man in Deutschland einfach zu viele Sachen machen.“ Kurz: Die „Diskotheken müssen alle zugemacht werden“.

Erschreckend an diesen und anderen Äußerungen eines durch und durch atavistischen Menschenbildes sind jedoch weniger die Aussagen selbst, sondern der Umstand, daß diese inzwischen sozialer Konsens sind. Die islamische Religion hat den Schulhof erobert.

Die deutschen Schüler finden sich in einer spiegelverkehrten Realität: Sie sind die eigentlichen „Ausländer“, wie es Sebastian formuliert, der oft von einer Gruppe muslimischer Mitschüler verprügelt worden ist. Deutlich wird dies auch durch einen Schüler, der sich vollkommen „integriert“ sieht: in seine kurdische Kultur. Nach deren Verständnis könnten Jungs durch Sex nicht dreckig werden, im Unterschied zu muslimischen Mädchen. Wenn dies geschehe, könne „die Schande“ nur durch eine Heirat getilgt werden, „oder wir knallen alle beide ab“. Was hätte Shakespeare zu diesem „Ehrenkodex“ gesagt? Sicher ist nur, daß es sich um eine Tragödie handelt.

Zu deren Szenen gehören auch die Erlebnisse der Lehrerin Brigitta Holfort. Anders als in vergangenen Jahren reichen ihr muslimische Väter nicht mehr die Hand, oder sie verweigern das Gespräch von vornherein. Auch Sebastians Mutter scheiterte, wenn sie mit den Eltern muslimischer Schüler ins Gespräch kommen wollte: „Die können kein Deutsch.“ Holfort resümiert: „Ich glaube, es müßte auch offener geredet werden über die Probleme, wir hören doch nur Schönrederei.“ Denn: „Es ist ja nicht so, daß die Leute integriert wären. Wir müssen sagen: Das sind die Probleme.“ In diesem Fall beginnen sie bereits bei der Sendezeit – schließlich ist es nicht mal mehr fünf vor zwölf.

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