© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/10 16. Juli 2010

Zeitschriftenkritik: Kleine Geschichte der Befreiungskriege
Ein Würfelspieler mit Prinzipien
Alexander Lechler

Seit 2003 erscheint in der „Edition König und Vaterland“ die Heftreihe „Kleine Geschichte der Befreiungskriege“. Die Reihe wird bis zum Jahr 2015, dem 200jährigem Jubiläum des Sieges über Napoleon, fortgesetzt. In bewährter alter Rechtschreibung verfaßt, sind die Hefte sind bewußt populärwissenschaftlich gehalten. „Auf diese Weise möchte ich Menschen an Geschichte heranführen“, erklärt der Herausgeber und Autor Frank Bauer. Seine Absicht ist es, eine breite Themenpalette abzudecken, so werden Schlachten und Gefechte, Belagerungen, Taktik und Strategie, Ausrüstung und Bewaffnung sowie die verschiedenen Waffengattungen beleuchtet. Darüber hinaus erscheinen immer wieder Biographien über militärische Führer, so auch in der aktuellen Ausgabe, dem Sonderheft Nummer sieben.

Gegenstand dieses Heftes ist der große Widersacher Napoleons, Gebhard Leberecht von Blücher. Auf 56 Seiten wird das Leben Blüchers vermittelt, angefangen von seiner Jugendzeit bis zu seinem Tod im schlesischen Krieblowitz im September 1819. Während auf den ersten Seiten sein militärischer Werdegang dargestellt wird, liegt der Schwerpunkt des Heftes auf den Jahren 1806 bis 1815. Dabei schafft es Bauer, Blücher in einem menschlichen Antlitz erscheinen zu lassen. Blücher waren Orthographie und Grammatik zeit seines Lebens relativ gleichgültig, er schrieb, wie er sprach. Daß Blücher ein gefürchteter Karten- und Würfelspieler war und sich deshalb häufig verschulden mußte, findet ebenfalls Erwähnung. Andererseits wird er durchaus als ein Mann mit Prinzipien dargestellt, der nur denjenigen Respekt zollte, von deren Leistungen er selbst überzeugt war. Blücher erkannte frühzeitig, daß eine anständige Behandlung von Soldaten mehr Nutzen für ihren Zusammenhalt brachte, und verbot seinen Unteroffizieren das Prügeln. Bei der Truppe genoß er daher höchstes Ansehen. Trotzdem wurde er 1773 ohne Uniform und Ehren von seiner Garnison verabschiedet, nachdem er sich mit dem König überworfen hatte. Erst dreizehn Jahre später durfte er seine militärische Laufbahn fortsetzen. Die militärische Niederlage 1806 konnte er zwar noch nicht verhindern, mit seiner Schlesischen Armee leistete er 1813/1815 aber einen großen Beitrag zu Napoleons Untergang. Die DDR benannte sogar einen Orden nach ihm, der zwar nie verliehen wurde, ab 1968 aber für einen möglichen Krieg bereitlag.

Die „Kleine Geschichte der Befreiungskriege“ eignet sich hervorragend als Einstieg in ein Thema, aber auch eine Vertiefung der Materie ist mit Hilfe des Literaturverzeichnisses möglich. Fakten werden klar vermittelt und mit Bildern und Karten sehr schön veranschaulicht. Politische Korrektheit sucht man vergeblich, von daher kann man auf das Sonderheft Nummer acht gespannt sein, das sich mit Carl von Clausewitz beschäftigen wird.                           

Die Heftreihe ist nur über den Herausgeber Dr. phil. Frank Bauer zu beziehen. Das Einzelheft kostet 7 Euro zuzüglich 0,85 Porto, ein Jahresabonnement 28 Euro (3,40 Porto). Internet: www.edition-koenig-und-vaterland.de

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