© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/10 16. Juli 2010

Integrationsbericht
Fünfte Kolonne
von Robert Hepp

Wer sich den neuen Integrationsbericht der Bundesregierung zu Gemüte führt, wird lebhaft an das denkwürdige Zeit-Interview vom 25. März erinnert, in dem sich Recep Tayyip Erdoğan als Ministerpräsident der drei Millionen Türken in Deutschland outete und freimütig erklärte, daß für ihn auch die Landsleute, die die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen haben, keine Deutschen seien. Man könne seine ethnische Herkunft nun einmal nicht rückgängig machen.

Unsere Kanzlerin beeilte sich damals, ihrem streitbaren Kollegen zu versichern, daß hierzulande niemand im Traum daran denke, aus ehrlichen Türken Deutsche zu machen. Nicht die Assimilation, sondern die Integration der „Migranten“ sei das erklärte Ziel ihrer Politik. Wenn man in Berlin von den zugewanderten Türken erwarte, daß sie sich um die Beherrschung der deutschen Sprache bemühen, sei dies in deren höchst eigenem Interesse, weil eine gewisse Sprachkompetenz die elementarste Voraussetzung einer erfolgreichen Karriere auf dem hiesigen Arbeitsmarkt sei. Mit dieser Idee konnte sich auch ein Erdoğan befreunden. Er setzt sich seither bei seiner fünften Kolonne in Deutschland mit Verve für die deutsche Integrationspolitik ein.

 

Prof. Dr. Robert Hepp ist emeritierter Soziologe an der Universität Vechta.

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