© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/10 02. Juli 2010

UMWELT
Mangel durch Verschwendung
Michael Howanietz

Gletscherlose Gebirgszüge bedeuten für heute noch wasserreiche Weltregionen mittelfristig Wassermangel, warnen schlagzeilenträchtig die Klimatologen. Doch diesen bewirkt auch die auf Ressourcenplünderung basierende Massenproduktion. Für ein nach industriellen Methoden erzeugtes Stück Brot sind 40 Liter Wasser nötig, für ein Glas Milch schon 180 Liter. Etwa 4.000 Liter sind es bei einem Baumwoll-Trikot, 8.000 Liter bei einer Jeans oder einem Paar Schuhe. Ein Wasservergeuder ersten Ranges ist dabei die auf künstliche Bewässerung angewiesene Intensivlandwirtschaft. In den europäischen Mittelmeeranrainerstaaten tropft die Hälfte der transportierten Wassermengen ungenützt aus lecken Leitungen. Um in Fischfarmen ein Kilogramm Zuchtlachs zu produzieren, werden sechs Kilogramm Meeresfrüchte verfüttert. Um ein Kilo Fleisch zu erzeugen, werden etwa 16 Kilogramm Getreide und Soja verfüttert.

Wer in dieser Weise produziert, führt Mangelzustände aktiv herbei. Diese betreffen längst nicht nur die Wasser- und Nahrungsmittelversorgung. 56 Prozent der in den USA erzeugten Energie wird laut New York Times schlicht vergeudet. Die Hälfte der dort hergestellten Nahrungsmittel wird weggeworfen. 90 Prozent aller für Konsumprodukte eingesetzten Rohstoffe werden verschwendet, da die Reparatur oft teurer ist als ein „made in China“-Neukauf. Nicht nur bei Öl, Gas und Erzen, auch bei mineralischen Ressourcen wie Sand, Kies, Ton oder Natursteinen sind Engpässe absehbar. Dabei ist die Menschheit ohne all diese Ressourcen nicht überlebensfähig. Daß schrankenlose Gewinnsucht und verantwortungsloser Eigennutz unsere Erde zu einer Mangelwelt machen, wird ihre Zukunftsaussichten nicht verbessern.   

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen