© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/10 02. Juli 2010

„Die Horst Wendlandt Story“ im Bayerischen Fernsehen: Stationen eines höchst erfolgreichen Produzentenlebens
Er hat die Träume der Jugend auf die Leinwand gezaubert
Michael Hofer

Er war der kommerziell erfolgreichste Produzent Westdeutschlands: der 1922 in der Uckermark  geborene und 2002 in Berlin verstorbene Horst Wendlandt (Foto). Auf sein Konto gehen nicht nur die Karl-May- und Edgar-Wallace-Verfilmungen der sechziger und siebziger Jahre, er holte auch Otto Waalkes, Loriot und Harpe Kerkeling vom Bildschirm auf die Leinwand und brachte als Verleiher die italienischen Klamaukstreifen mit Terence Hill und Bud Spencer nach Deutschland.

Aufgewachsen zu UFA-Zeiten, in denen er sich als Kassierer bei der Tobis seine ersten Sporen im Filmgeschäft verdiente, war Wendlandt ganz ein Produzent der alten Schule, für den Kino in erster Linie Unterhaltung und Entspannung für ein möglichst breites Publikum bedeutete. In den fünfziger Jahren arbeitete er unter Artur Brauner, ehe er sich selbstständig machte und in der Folge seinen Ziehvater noch überholte. Dies geschah in einer Zeit, deren Filmkunst Joe Hembus 1961 völlig zu Recht die Diagnose stellte, daß sie am künstlerisch kaum mehr zu unterbietenden Tiefpunkt angelangt sei. Immerhin haben sich Wendlandts Krimis und Winnetou-Filme einen nostalgischen Charme und eine gewisse Eigenart bewahrt, für die sogar der strenge Hembus gelegentlich freundliche Worte fand. Anfang der achtziger Jahre fusionierte die Generation des „Jungen deutschen Films“ schließlich mit „Opas Kino“, als deren Enfant terrible Rainer Werner Fassbinder mit Wendlandt drei Filme drehte. Sogar der düstere Ingmar Bergman, der aus Schweden wegen Steuerproblemen geflohen war, fand bei ihm ein offenes Ohr für seine schwerblütigen Stoffe. Weitere Details über Leben und Werk Wendlandts erfährt man in der etwas hagiographisch geratenen Dokumentation „Die Horst-Wendlandt-Story“, in der Freunde und Mitstreiter wie Xaver Schwarzenberger, Otto Waalkes, Terence Hill, Vicco von Bülow, Pierre Brice oder Uschi Glas zu Wort kommen.

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