© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/10 02. Juli 2010

Leserbriefe

Zu: „Pankraz, G. B. Shaw und der Weltnichtrauchertag“, JF 22/10

Die eindimensionale Umerziehungsdiktatur

Pankraz sei Dank gesagt für die großartige Kolumne, in der er den Verlust von Freiheit durch zunehmende Bevormundung am Beispiel der restriktiven Rauchergesetzgebung zum Thema macht. Die Erbarmungslosigkeit und der Eifer, mit denen zur Tat geschritten wurde – Raucher werden wie räudige Hunde behandelt („Wir müssen leider draußen bleiben!“) –, lassen weiter nichts Gutes erahnen. Sie sind ein starkes Indiz dafür, daß auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen derzeit in großer Zahl Ideologen am Werk sind, welche die Wirklichkeit am liebsten ihrer eindimensionalen Vorstellung von Wirklichkeit angleichen möchten – koste es, was es wolle.

So gesehen ist der sogenannte Nichtraucherschutz mehr ein Testlauf, ein großangelegter Modellversuch, um zu sehen, wie weit sich die Menschen durch willkürliche, wirklichkeitsfremde Gesetze gängeln und auseinanderdividieren lassen. Denn letztendlich schwebt diesen Ideologen nichts anderes vor, als im Namen von Gesundheit, Gleichheit, Toleranz und Trallala auf Kosten der Freiheit eine (Um-)Erziehungsdiktatur zu errichten.

Eo Scheinder, Berlin

 

 

Zu: „DFb greift Pressefreiheit an“ von Dieter Stein, JF 26/10

Planerfüllung zu 100 Prozent

Hinsichtlich der systematisch fortschreitenden Entdemokratisierung unseres Landes kann der DFB vollste Planerfüllung vermelden. Hier gilt nicht mehr DDR light, sondern 100 Prozent DDR. Ob es dieses Jahr für den 4. WM-Stern reicht, ist völlig offen – der 5. Kommunistenstern ist Theo Zwanziger und seinem Zentralkomitee aber absolut sicher.

Carsten Zöller, Berlin

 

 

Zu: „Durch das Volk, für das Volk“von Frederick Forsyth, JF 25/10

Hervorragender Spiegel

Frederick Forsyth versteht es, das ganze Dilemma Deutschlands und der Deutschen in der EU in überschaubarer Länge allgemeinverständlich und umfassend auf den Punkt zu bringen, wie ich es bisher aus deutscher Feder nicht gelesen habe. Dieser hervorragende Spiegel, der uns da vorgehalten wird, ist meines Erachtens viel zu wertvoll, um ihn nur einmal abgedruckt zu sehen und ihn dann im Archiv verschwinden zu lassen.

Ich empfehle Ihrer Redaktion, sich zu überlegen, wie dieses Lehrstück über unsere nicht mehr vorhandene Demokratie – über die einmalige Veröffentlichung und über die begrenzte Auflage Ihrer Zeitung hinausgehend – möglichst vielen Deutschen zum persönlichen Studium zur Kenntnis gebracht werden kann.

Klas Lackschewitz, Wehrhalden

 

Wo ist William Wilberforce?

Lieber Bruder aus England, Du sprichst uns Lesern der JF aus der Seele und wir danken Dir auch für diesen ehrlichen Aufruf zum Widerstand. Wahrheitsgemäß nennst Du die EU von Grund auf korrupt und erwähnst den britischen Unterhausabgeordneten William Wilberforce, der vor 200 Jahren mutig aufstand und die Sklaverei als Unrecht bezeichnete.

Doch bedenke, daß zur Korruption immer zwei gehören: einer, der korrumpiert, und ein anderer, der es zuläßt. Leider ist so ein William Wilberforce bei uns in absehbarer Zeit undenkbar. Denn die Brüsseler Kleptokratie hat auch bei uns längst traurigen Einstand gefeiert.

Peter Christian Vogl, Salzburg

 

 

Zu: „Pankraz, A. Sacharow und der Zwang zum Sparen“, JF 25/10

Goethe kein „Kombinierer“

Entgegen Pankraz’ Annahme stellt der Marschalk in Goethes „Faust II“ wohl nicht eine witzige Kombination aus „Marschall“ und „Schalksnarr“ dar, sondern es ist die seit dem frühen Mittelalter übliche altdeutsche Form des Wortes, die erst in jüngerer Zeit durch graphisch eingedeutschtes Französisch (maréchal) verdrängt wurde. Goethe verwendet im betont archaisierenden Kontext des dargestellten Hofes die angemessene alte Form. Die „Römische Geschichte“ des Zeitgenossen Niebuhr zieht im historischen Kontext ebenfalls die alte Form dem modernen „Marschall“ vor.

Dr. Klaus R. Grinda, Bovenden

 

 

Zu: „Parteien, Verbände, Personen“, JF 25/10

Unheiliger Geist des BDKJ

In Ihrem Verbandskasten ist zu lesen, daß ein Herr Simon Rapp namens des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend sich für eine „sofortige Aussetzung der Wehrpflicht“ ausgesprochen hat. Es stellt sich mittlerweile die Frage, unter welchem Einfluß der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) steht. Der BDKJ ist Mitglied im Kölner Jugendring, welcher sich im Mai dieses Jahres mit der linken Hausbesetzerszene in Köln solidarisierte, die seit dieser Zeit eine ehemalige Betriebskantine von Klöckner-Humboldt-Deutz in Köln-Kalk besetzt hält.

Man schämt sich inzwischen, daß man selbst einmal Mitglied des BDKJ war. Damals allerdings ging es nicht um Politik, und schon gar nicht hat man sich mit der linksextremen Szene verbündet. Es scheint in diesem Verein niemanden mehr zu geben, der noch selbst zu denken wagt und sich nicht dem linkslastigen Zeitgeist anschließt bis hin zur Unterstützung linksextremer und gesetzeswidriger Aktionen.

Regina Wilden, Köln

 

 

Zu: „Eine zwecklose Zweckgesellschaft“ von Wolfgang Philipp, JF 25/10

Ohne Volksschul-Einmaleins

Ich bin ernsthaft am Überlegen, mit wem ich eine Zweckgesellschaft eingehen kann beziehungsweise welcher Dummkopf sich darauf einläßt! Ein jeder von uns kann nur das kaufen, was er auch bezahlen kann. Das kleine und große Einmaleins lernt man doch bereits in der Volksschule!

Margot Mahner, Bremen

 

Inkompetente Gewerkschaften

Als die Regierung das Hilfsprogramm für Griechenland beschlossen hatte, hätte die Gewerkschaft auf die Straße gehen müssen, denn die Zeche zahlt der kleine Mann. Jedem denkenden Menschen war klar, daß Griechenland weder die alten Schulden noch das angeblich von uns „geliehene“ Geld jemals wird zurückzahlen können. Es bestand auch kein Anlaß für Europa, ein Land finanziell zu unterstützen, das gelogen und betrogen hat. Die von der Kanzlerin beschworene Alternativlosigkeit war nicht wahr.

Jetzt gegen Sozialabbau zu protestieren, spricht für Unwissenheit und Heuchelei. In dieser Schuldenfalle sind keine anderen Maßnahmen möglich. Sie müssen nur noch verstärkt werden und auch auf Reichere stärker übergreifen. Der größte Etat des Bundes sind die Sozialausgaben.

Dr. Konrad Voigt, Berlin

 

 

 Zum Leserbrief „Hetz- und Haßkampagne der JF“ von Karlheinz Reher, JF 25/10

Weichwährungswunschdenken

Es ist wahr: Globalisierung erfordert das Zusammengehen leistungsgleicher Staaten, zum Beispiel der deutschsprachigen und skandinavischen Völker mit denen in Benelux. Die volkswirtschaftliche Grunderkenntnis, daß Staaten mit hoher Produktivität und hoher Währungsmoral sich nicht ihre Zentralbank mit Weichwährungsstaaten teilen können, kann durch kein Wunschdenken entkräftet werden. Wie sollte die unabhängige Zentralbank ihrer Hauptaufgabe nachkommen, „Hüterin der Währung“ zu sein, wenn sie ihre Finanzpolitik – also Geldschöpfung und -verknappung – für beide Gruppen zugleich förderlich gestalten will?

Was Herr Reher zu erkennen glaubt, sind so unausgegorene wie ungenügende Trippeltänze, die lediglich das Scheitern des Euro ankündigen: mit Milliarden Euro-Verlusten als Ergebnis einer „einheitlichen Wirtschafts- und Finanzpolitik“. JF-Leser wissen: Eine Schweizer Großbank berechnet bereits den Wert der neuen D-Mark!

Ingo Viechelmann, Hamburg

 

 

Zu: „Singt, wenn Ihr Deutsche seid!“ von Dieter Stein, JF 24/10

Fehlender US-Patriotismus

Das Problem, daß sich Migranten in Deutschland (wie auch bei uns in Österreich) nicht integrieren wollen, sondern Parallelgesellschaften bilden, ist einfach erklärt. In den USA muß jeder Einwanderer, der die amerikanische Staatsbürgerschaft erhält, beim Erhalt der Urkunde einen Eid auf die Vereinigten Staaten ablegen. In den amerikanischen Schulen wird Migrantenkindern der Patriotismus förmlich eingehämmert. Es ist dort nicht unüblich, vor dem Beginn des Unterrichts die Nationalhymne zu singen.

In Deutschland jedoch wird den Migrantenkindern durch das linke Establishment, das vor allem in den Schulen vertreten ist, beigebracht, sich nur ja nicht zu integrieren. Denn das Wort Assimilation ist verpönt. Im Preußen des Alten Fritz wanderten auch Menschen verschiedener Nationalitäten und Religionen ein. Doch der machte von vornherein klar: In meinem Staat soll jeder nach seiner Fasson selig werden, aber die Pflicht gegenüber dem Staat ist zu erfüllen.

Bernhard Silberbauer, Fernitz bei Graz

 

 

Zu: „Drittklassig“ von Thorsten Hinz, JF 24/10

Eine Frau mit zwei Gesichtern

Bundespräsident Köhler hat sich mit dem „Großen Zapfenstreich“ würdig verabschiedet. Als Begründung für seinen Rücktritt gab er an, in unserem Lande mangele es an Respekt und Wahrhaftigkeit in der politischen Kultur. Entscheidender ist jedoch die Tatsache, daß Köhler sich auch den „St. Louis Blues“ wünschte. Die unterlegte Textfassung lautet nämlich: „Es gibt zwei Menschen auf dieser Welt, die kann ich einfach nicht ausstehen. Das ist eine Frau mit zwei Gesichtern und ein lügender Mann. Ich werde daher die Stadt verlassen.“

Durch seine derart klare, aber auch dezente Rücktrittsbegründung hat Horst Köhler die Öffentlichkeit über den Zustand der Politik in Deutschland zum Nachdenken gebracht. Das ist ihm hoch anzurechnen.

Prof. Eberhard Windemuth, Ottobrunn

 

 

Zu: „Im Amt des Bundespräsidenten scheitern“, Interview mit Burkhard Hirsch, JF 24/10

Widerspruch zu Ehren

Zur Ehrung einer Persönlichkeit wird auch heute noch der traditionsreiche „Große Zapfenstreich“ zelebriert. War dies auch bei Horst Köhler angemessen, nachdem dieser als erster Bundespräsident aus bisher nicht bekannten Gründen überraschend zurückgetreten ist? Meines Erachtens nein: allein schon wegen des Widerspruchs zwischen einer feierlichen militärischen Verabschiedung einerseits und einer – aus soldatischer Sicht – „Fahnenflucht“ vom Schloß Bellevue andererseits.

Robert Blank, Aachen

 

 

Zu: „Auf Anhieb präsidiabel“ von Thorsten Hinz, JF 24/10

Der ideale Bundespräsident

Der legendäre 17. Juni 1953 ist auch für mich als 87jährigen ein Schicksalstag. Mit Hilfe der Amerikaner konnte ich aus der zweiten verbrecherischen Diktatur in die ersehnte Freiheit entkommen. Mir blieb damit auch Bautzen erspart! Nach der Wiedervereinigung bekam ich von der Gauck-Behörde Einsicht in meine umfangreiche Stasi-Akte.

Der charismatische Joachim Gauck wäre für mich aufgrund seiner kämpferischen und aufrechten Biographie der ideale Bundespräsident. Der CDU ist die lobenswerte Eigenschaft, Volkspartei zu sein, teilweise verlorengegangen. Sie hat sich für den ehrgeizigen Parteisoldaten, den spröden und profillosen Christian Wulff, entschieden.

Daß die Ultralinken, die aus dem Schoß der SED entstanden sind, Gauck fürchten wie der Teufel das Weihwasser, ist aus der belasteten Biographie erklärbar. Die Pervertierung der sozialen Marktwirtschaft benutzt die Linke, um neomarxistisches Gedankengut zu beleben. Die DDR wird nostalgisch verklärt, die Opfer werden verhöhnt. Es ist ein nicht hinzunehmender Skandal, daß eine Sahra Wagenknecht als Repräsentantin der Kommunistischen Plattform hochdotiert im Bundestag sitzt und in diversen Talkshows herumgereicht wird. Bewußt imitiert sie Rosa Luxemburg – die ja eine Räterepublik wollte! – und entblödet sich nicht, den Massenmörder Josef Stalin zu glorifizieren.

Heinz Brückner, Hamburg

 

 

Zu: „An den Symptomen herumgedoktert“ von Paul Rosen, JF 24/10

Sparen mit Kurt Schumacher

Beim Schnüren neuer „Sparpakete“ sollte sich die Regierung auf das überzogene föderale System konzentrieren. Längst an der Zeit wäre eine Zusammenlegung von Bundesländern und kümmerlichen Stadtstaaten und eine Reduzierung der Länderzahl auf insgesamt acht. Schließlich sind gerade fünf Bundesländer überhaupt aus eigener Kraft lebensfähig.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die Siegermächte kein Interesse an einem zentral geführten Staat mit weitgehender Gestaltungsmacht. Deshalb verordneten sie Deutschland den Föderalismus, eine Form unbezahlbarer Kleinstaaterei, die längst überwunden schien. Kurt Schumacher, der große alte Mann der deutschen Sozialdemokratie, tobte damals: „Föderalismus – ein kostspieliger, prähistorischer Luxus!“

Erich Blessmann, Treuchtlingen

 

 

Zu: „Auschwitz ist an allem Schuld“ von Doris Neujahr, JF 24/10

Neujahr jedesmal ein Gewinn

Ihre Ausführungen liest man auch dieses Mal mit Gewinn. Der Politikwissenschaftler Wilhelm Hennis hat in einem Vortrag auf einer Fachtagung sich eingehend mit Habermas’ Ausführungen auseinandergesetzt. Hier kam er zu dem Ergebnis, daß bei Habermas kaum irgendein Gedanke von Substanz zu entdecken war.

Hasso von Wedel, Hamburg

 

 

Zu: „Frisch gepreßt: Fallschirmtruppe“, JF 24/10

Erinnerung an Dr. Nordheim

Ihre Buchrezension veranlaßt mich, Ihnen zu schreiben. Mein Freund aus belgischer Kriegsgefangenschaft, Dr. med. Günter von Nordheim, war im Kriege an allen Sprungeinsätzen der Fallschirmtruppe beteiligt. In der Nachkriegszeit berichtete ihm sein früherer Chef, Generaloberst Student, von folgender Begegnung: Nach seinem Rapport bei Hitler reagierte dieser mit Tränen in den Augen: „Mein lieber Student, dies ist der letzte Sprungeinsatz unserer Fallschirmtruppe gewesen.“ Danach wurde diese Elitetruppe nur noch im Erdkampf eingesetzt.

Nach dem Desaster von Kreta begleitete Dr. Nordheim die Fallschirmtruppe als Regimentsarzt zum Afrikakorps. Dort, auf der Halbinsel Bone, geriet der gesamte Rest seiner Truppe in britische Kriegsgefangenschaft; von Nordheim wurde in die USA überführt, wo er in den Staaten Alabama beziehungsweise Oklahoma in ein Sonderlager kam. Dort wurde an ihm und seinen Kameraden ein neu entwickelter Diphtherie-Impfstoff ausprobiert, der zu einem mehrtägigen Fieber von 40° C führte. Über England und Frankreich gelangte er schließlich in das belgische Lagerlazarett Erbisoeul bei Mons.

Dr. Hans Joachim Kreth, Braunschweig

 

 

Zu: „Deutsche Farbe“ von Karlheinz Weißmann, JF 24/10

Doppeladler in linker Ecke

Dieser Artikel bedarf einer Ergänzung. Der von Admiral Bromme, genannt Brommy, befehligten Bundesflotte im Kampf gegen Dänemark diente eine Flagge in Schwarz-Rot-Gold, mit dem Doppeladler in der linken oberen Ecke. Nach vierjährigem Bestehen wurde diese 1852 aufgelöst, einen Teil hiervon erhielt Preußen. In den Jahren 1919–1935 waren die Farben der Handelsmarine Schwarz-Weiß-Rot mit Schwarz-Weiß-Rot als Gösch! Ähnlich verhielt es sich mit der Reichsmarine, diese führte das Eiserne Kreuz in der Mitte.

Karl-Heinz Grieger, Bielefeld

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