© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/10 02. Juli 2010

WIRTSCHAFT
Monetäre Abwrackprämie
Wilhelm Hankel

Subventionen werden bezahlt, um Berufe und Produkte, die in der Marktwirtschaft keine Zukunft haben, auf Kosten der Allgemeinheit am Leben zu erhalten. Das gilt etwa für Bauern, damit Stadtkinder weiter Kühe auf der Weide zu Gesicht bekommen. Oder für überteuerte Autos, die mittels Abwrackprämie vom Markt verschwinden, um so die Preise für Neuwagen hoch halten zu können. Sensationell und einmalig ist jedoch, daß jetzt auch die Währung, die doch – wenn schon nicht ewig, so doch wenigstens ein paar Generationen lang „währen“ sollte – subventioniert wird, damit sie länger hält. Für den Erhalt der Euro-Währung werden jetzt 750 Milliarden Euro bereitgestellt, darunter 500 Milliarden Euro aus den Steuerkassen. Es könnte auch noch mehr werden, falls sich herausstellt, daß ein paar Staats- und Bankenpleiten am Südrand des gemeinsamen Währungsraumes mehr kosten als veranschlagt oder einige der Retter selber zahlungsunfähig werden.

Deutschland ist an der Rettungsaktion vorläufig mit 148 Milliarden Euro (gut zwei Drittel der Jahreseinnahme seines Bundeshaushalts) beteiligt. Das sollte uns die angeblich „alternativlose“ monetäre Abwrackprämie wert sein – oder? Sie schützt uns davor, daß jetzt ein paar unbelehrbare Währungssünder dem Gemeinschaftsgeld den Markt verderben. Bei der Währung geht es schließlich um mehr als um ein paar Kühe auf der Weide oder ein paar Rostlauben auf den Straßen weniger. Der Alte Kontinent zeigt der Welt mal wieder, wie innovativ er noch immer sein kann. Bei dem Gut, in das jede Gesellschaft ihre und jeder Bürger seine Zukunft investiert, darf nicht gespart werden. So etwas geht nur bei Sozialhaushalt oder Bildung. Und kosten darf es auch ein bißchen mehr als bei Landwirtschaft und Autoindustrie.   

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