© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/10 18. Juni 2010

Blick in die Medien
Pleiteblätter
Ronald Gläser

Der Niedergang der US-amerikanischen Presselandschaft versetzt deutsche Journalisten in ständige Panik – kein Wunder. Wenn es stimmt, daß wir in fünf Jahren automatisch da hinkommen, wo die Amis jetzt schon sind, dann steht uns die große Krise noch bevor. Seit 1998 sind fast fünfhundert US-Tageszeitungen eingestellt worden – mehr, als es bei uns überhaupt gibt. Jeder vierte Redakteur hat seit 2001 seinen Job verloren. Das sind 100.000! Zeitungen genießen in den USA sehr viel weniger Ansehen als bei uns, das Fernsehen dominiert dort ganz klar – neben dem Internet. Ein ganz wichtiger Grund ist die typische Eigentümerstruktur bei uns: Die meisten deutschen Zeitungen sind mittelständische Betriebe. Die Inhaber gehen keine unkalkulierbaren Risiken ein. Kurzfristig viel Geld machen – das ist nicht das Ziel. In den Vereinigten Staaten dagegen: börsennotierte Aktiengesellschaften, die bis an die Kante verschuldet sind. Die Chicago Tribune zum Beispiel steht mit sage und schreibe 13 Milliarden Dollar in der Kreide. Verglichen mit solchen Pleiteblättern stehen deutsche Zeitungen eigentlich ganz gut da.

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