© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/10 18. Juni 2010

DVD: Hachiko
Rührstück
Werner Olles

Seijiro Koyama drehte 1987 den Film „Hachi-Ko. Ein Hundeleben“: Die Geschichte der Freundschaft zwischen einem Professor und seinem treuen Hund, der noch zehn Jahre nach dem Tod des Professors im Mai 1925 täglich zum Bahnhof Shibuya in Tokio läuft, um sein „Herrchen“ abzuholen, beruhte auf einem authentischen Fall.

Während Hachiko in den ersten Jahren eher stillschweigend auf dem Bahnhofsgelände geduldet wurde, richtete man ihm später sogar eine kleine Ruhemöglichkeit ein. Als man herausfand, daß er einer von nur noch dreißig reinrassigen Akita-Hunden war, begann sich auch die Öffentlichkeit für seine Geschichte zu interessieren, und nach einer Artikelserie in Tokioter Zeitungen wurde er zum Inbegriff des treuen Hundes. Die Achtung vor Hachiko fand 1934 ihren Höhepunkt in der Errichtung einer Bronzestatue an der Westseite des Bahnhofs, deren Einweihungszeremonie auch Hachiko beiwohnte. Als er ein Jahr später tot in einer Straße in Shibuya gefunden wurde, meldeten die Medien dies landesweit. Die Hachiko-Statue am Bahnhof Shibuya ist bis heute ein beliebter Treffpunkt für Verabredungen.

Die Befürchtung, daß es sich bei Lasse Hallströms Remake „Hachiko: A Dog’s Story“ (2009) um eine Variante serieller Tier-Dramen im Lassie-Stil handelt, kann man bereits nach den ersten Szenen vergessen. Zwar verlegt der Regisseur die Geschichte in eine neuenglische Kleinstadt, doch sie beginnt ganz unspektakulär mit einem Schulvortrag des elfjährigen Ronnie (Kevin De Coste) über Heldentum. Ronnie erzählt seinen Klassenkameraden die Geschichte des treuen Hundes seines Großvaters.

Der kleine Akita-Welpe wird von einem alten Mönch in einem japanischen Kloster auf eine weite Reise geschickt, die vorerst auf einem amerikanischen Vorortbahnhof endet. Hier findet Musikprofessor Parker Wilson (Richard Gere) das in der Halle umhertapsende Fellknäuel und verliebt sich auf den ersten Blick in das hilflose Wesen. Weil von seinem Besitzer jede Spur fehlt, nimmt er den Welpen mit nach Hause, sehr zum Leidwesen seiner Frau Cate (Joan Allen). Schließlich gelingt es Parker, Cate umzustimmen.

Für Hachi und den Professor beginnt nun die Zeit einer wunderbaren Freundschaft. Das zu einem stattlichen Rüden herangewachsene Hundekind bringt sein Herrchen sogar jeden Morgen zum Zug und wartet pünktlich vor dem Bahnhof, bis der 17-Uhr-Zug wieder einfährt. Doch eines Tages kehrt Parker nicht von der Arbeit zurück …

„Hachiko“ ist ein berührender, hochemotionaler Film über bedingungslose Liebe und Treue, über tiefes Vertrauen und absolute Loyalität über den Tod hinaus, einfühlsam und ruhig erzählt, mit wunderschönen Bildern und einem großartigen Richard Gere. Und wenn der alt und müde gewordene Hachi sich am Ende mit letzter Kraft mutterseelenallein über die Gleise schleppt, den Blick gebannt auf die Bahnhofstür gerichtet, und – bevor er im Schneetreiben schließlich für immer einschläft – in seinem letzten Traum noch einmal von seinem Herrchen in die Arme geschlossen wird, dann bleibt kein Auge trocken.

DVD: Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft. EuroVideo 2010, Laufzeit etwa 93 Minuten

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