© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/10 11. Juni 2010

Drecksarbeit
Fleißige Hände
Christian Dorn

Warum, fragte jüngst Bild, sind alle verrückt nach „Sex and the City“? Angeblich ist es die Suche nach Liebe, ein weltweites Märchen aller Single-Frauen. Ob dies auch für Westerwelles alleinerziehende Kellnerin mit zwei Kindern gilt? Sie wäre eher ein Beispiel für den unbedingten Willen zur Unabhängigkeit und Selbstbestätigung, Würde und Stolz. Ein solches Plädoyer – für ein eigenverantwortliches Arbeitsleben jenseits staatlicher Alimentierung – zeigt auf eindrucksvolle Weise die mehrfach preisgekrönte Dokumentation „Wasser und Seife“ von Susan Gluth, die jetzt als DVD erschienen ist (www.wasserundseife-film.de). Darin werden die drei Protagonistinnen Tatjana, Gerti und Monika porträtiert, die in einer Hamburger Wäscherei einen Knochenjob erledigen. Sie sind das mutmachende Beispiel der sogenannten „einfachen Menschen“, über die die Politik zwar viel redet, doch ohne ihnen zu helfen. Gleiches gilt für den gefährdeten Mittelstand, hier vertreten durch eine Hamburger Traditionswäscherei, die gegen die „schmutzige Wäsche“ der Globalisierung ankämpft. Bestehen kann sie nur durch ihre Protagonistinnen, die zwar „Heldinnen der Arbeit“ sind, doch mit der DDR wahrlich nichts am Hut haben.

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