© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/10 11. Juni 2010

WIRTSCHAFT
Entflechtung gegen Erpressung
Klaus Peter Krause

Sollten zu große Banken entflochten und in mehrere kleine Banken aufgeteilt werden? Provoziert haben diese Frage die Großbanken selbst. Jene unter ihnen, die sich in ihrer Finanzkrise vom Zusammenbruch bedroht sahen, drangen auf Rettung durch ihren Staat und verließen sich auf das Zauberwort „too big to fail“. So beeilten sich denn auch die Regierungen mit ihren Notenbanken, diese Institute mit riesigen Krediten und Bürgschaften herauszuhauen. Die Größe der Banken stellte sich urplötzlich als „systemisches Risiko“ dar. Wenn große Banken ein solches Risiko sind und deshalb vor Insolvenz bewahrt bleiben, dann sind sie in der Tat zu groß und eine Gefahr. Daher liegt es nahe, solche Banken zu entflechten und auf kleinere Formate zu bringen. Dabei reicht es nicht aus, Banken, Finanzmärkte und ihre Produkte auf die eine oder andere Weise stärker zu regulieren.

Zwar hat die Finanzkrise tiefere, staatliche Ursachen (Geldmonopol der Notenbanken, Kreditvergabe als Geldschöpfung aus dem Nichts, Staatsverschuldung) mit ebenfalls bedrohlichsten Folgen für Wirtschaft, Gesellschaft und Staatswesen. Diese Ursachen sind zu beseitigen. Aber Banken, die wegen ihrer schieren Größe vor Konkurs und Untergang staatlich geschützt werden, sind ein zusätzliches Risiko. Durch sie werden die Risiken verfehlter staatlicher Politik noch verstärkt. Dann gilt, was der Finanzwissenschaftler Stefan Homburg vertritt: „Solange Banken die ‘systemische Karte’ spielen, und Wissenschaft wie Politik dieses Spiel unkritisch mitspielen, führt an einer Zerschlagung der Großbanken kein Weg vorbei.“ Oder wie es der frühere Chefökonom der Internationalen Währungsfonds, Simon Johnson, formuliert: Statt too big to fail müßten die Großbanken small enough to fail werden.

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