© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/10 04. Juni 2010

Zeitschriftenkritik: Vatican magazin
Stein des Anstoßes
Werner Olles

Schönheit und Drama der Weltkirche lautet der Untertitel der im 4. Jahrgang monatlich mit zwei Doppelnummern in den Sommermonaten erscheinenden Zeitschrift Vatican magazin. Herausgegeben von Paul Badde, Bernhard Müller und Norbert Neuhaus versammelt Chefredakteur Guido Horst eine Reihe bekannter Autoren, darunter Stephan Baier, Klaus Berger, Michael Hesemann, Alexandra Linder, Stefan Meetschen und Alexander Pschera, deren Namen allein für die Qualität der Beiträge bürgen. Besonders hervorzuheben ist jedoch auch das ausgezeichnete Bildmaterial, das dem Anspruch des Untertitels in jeder Hinsicht gerecht wird.

In seinem Editorial der Mai-Ausgabe beschreibt Guido Horst noch einmal eindrücklich die hysterische Hetzjagd, mit der die Massenmedien des Westens aufgrund der Verfehlungen einzelner der gesamten katholischen Kirche das Kainsmal des Kindesmißbrauchs aufdrückten, ohne sich um Zahlen und Verhältnismäßigkeiten zu scheren. Dagegen habe Papst Benedikt bei seiner Pilgerfahrt und seiner Meditation vor dem ausgestellten Grabtuch Christi in Turin deutlich gemacht, woraus die Kirche Hoffnung schöpft. Nicht die Meinungsmacher und Leitmedien der säkularen Welt besitzen den Stein der Weisen, sondern die Christen in ihrem Stein des Anstoßes und in ihrem Glauben an die Überwindung des Todes durch Christus. Denn immer noch spricht die Kultur und Literatur der Menschen unserer modernen Zeit von jener gnadenlosen Verlassenheit, die das vergangene blutigste Jahrhundert der Weltgeschichte mit all seinen Verfolgungen und Katastrophen über Unschuldige und Verfolgte brachte.

Die auszugsweise hier wiedergegebene Predigt Die Frau und der Drache, die Pater Werenfried von Straaten (1913 - 2003), der Gründer von Kirche in Not, 1987 noch unter dem Eindruck der Auseinandersetzung des Christentums mit dem atheistischen Kommunismus und der Christenverfolgungen durch die totalitären Regime des Ostblocks hielt, erscheint heute noch ungeahnt aktuell. So spricht Pater Werenfried von der großen Verantwortung, die in Zeiten des Abbröckelns der Glaubenslehre, der Aushöhlung des Begriffs der Heiligkeit, des Sittenverfalls, der Untreue zahlreicher Priester, der totalen religiösen Unwissenheit, in der die Jugend erzogen wird, und vieler anderer Krisenerscheinungen auf den Christen lastet. Dabei sind gerade sie zu einem makellosen Leben, zu Nächstenliebe, Gebet und apostolischem Eifer verpflichtet.

In dem Interview mit dem katholischen Schriftsteller Martin Mosebach beschreibt dieser die schlimmen Folgen der innerkirchlichen 68er-Revolution, die Benedikt XVI. auf nicht-revolutionäre Weise heilen will. Nachdem das Experiment des Aggiornamento, der Angleichung der Kirche an die säkularisierte Welt, auf furchtbare Weise gescheitert ist, seien die Zügel der Disziplin im Sinne des Konzils von Trient wieder anzuziehen und zu einem Priestertum der katholischen Tradition zurückzukehren.

Anschrift: FE-Medienverlags GmbH. Hauptstr. 2, 88353 Kisslegg. Das Einzelheft kostet 5 Euro, das Jahresabo 50 Euro. Internet: www.vatican-magazin.com

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