© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/10 04. Juni 2010

WIRTSCHAFT
Schwacher Konsum bremst die Wirtschaft
Jens Jessen

Die Sparquote deutscher Privathaushalte ist von 1991 bis 2000 von dreizehn Prozent auf neun Prozent abgesunken. Der Anteil des Konsums am verfügbaren Einkommen nahm hingegen zu. Die Wirtschaft wurde gestärkt. Ab 2001 kehrte sich dieser Trend um. Mit der steigenden Arbeitslosigkeit kletterte die Sparquote bis 2008 auf 11,3 Prozent. Die Erhöhung der Sozialabgaben war eine weitere Ursache für diese Entwicklung. Ab 2008 ging die Arbeitslosigkeit zurück. Steuern wurden gesenkt. Aus Erfahrung war zu erwarten, daß die Konsumquote zunimmt. Das war jedoch nicht der Fall. Ängste verursachen die Entwicklung des Finanzsektors, der Wirtschaft und die rasante Zunahme der Schulden. Seit der Euro an Wert verliert, befürchten viele sogar eine neue Inflation. Tatsächlich spricht jedoch vieles dafür, daß die Inflationsgefahr in Deutschland auf absehbare Zeit gering ist.

Die unsinnigen Sparpakete für Griechenland, Portugal, Spanien und Irland werden eher zu fallenden Preisen führen. Die Kernrate der Inflation fiel im April in den USA und im Euro-Raum auf rund ein Prozent. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Rezession im gesamten Euro-Raum. In den USA ist die traditionell niedrige Sparquote auf 2,7 Prozent gefallen. Dabei konsumieren die US-Verbraucher auf Kosten ihrer Ersparnisse. Trotz hoher Konsumrate ist die Arbeitslosigkeit nicht zurückgegangen was nicht überrascht, denn ein Großteil der Verbrauchsgüter wird importiert. Die verfügbaren Einkommen der US-Bürger legen nur leicht zu. Deshalb grassiert in den USA die Befürchtung, daß der private Konsum, der mehr als zwei Drittel der gesamten US-Wirtschaftsleistung ausmacht, unter Druck geraten kann. Das könnte wie in Europa eventuell in einer Rezession münden mit Folgen für die Weltwirtschaft.

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