© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/10 21. Mai 2010

Zeitschriftenkritik: Der Fels
Viel Getöse, wenig Debatte
Werner Olles

Die im 41. Jahrgang monatlich erscheinende, von dem gleichnamigen gemeinnützigen Verein herausgegebene Zeitschrift Der Fels  – Untertitel: „Katholisches Wort in die Zeit“ – beschäftigt sich in ihrer aktuellen Mai-Ausgabe ausführlich mit der sogenannten „Mißbrauchsdebatte“, die jedoch bereits nach kurzer Zeit in eine haßerfüllte Medienkampagne gegen die katholische Kirche und den Papst ausartete. In seinem Editorial schildert Chefredakteur Hubert Gindert, wie die 68er-Bewegung die Hemmschwelle senkte, die Gleichwertigkeit aller Formen von Sexualität und die Entkriminalisierung dessen forderte, was bis dahin als Delikt galt: „Die katholische Kirche war die einzige Institution, die als lästige und verspottete Mahnerin gegen zügellosen Sex und für Triebbeherrschung übrigblieb.“ Doch sei die „Revolution in den Köpfen“ geglückt, und heute zeigten Propaganda und Einschüchterung ihre Spuren: „In der Diskussion um die Mißbrauchsfälle standen nicht die 68er am Pranger, sondern die katholische Kirche. Auf dem Ökumenischen Kirchentag im München stehen im offiziellen (!) Programm 28 Veranstaltungen von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgendern. Vom Veranstalter – das ist katholischerseits das ZDK –, aber auch von den Bischöfen gibt es kein Veto dagegen.“

Auch Jürgen Liminski geht in seinem Beitrag „Beste Prävention: gute Familien“ dem „Getöse in der Mißbrauchsdebatte“ auf den Grund. Vor allem von den elektronischen Medien werde nicht nach Ursachen für das gesellschaftliche Phänomen des sexuellen Mißbrauchs gesucht, sondern entsprechend ihrer Oberflächlichkeit nur angeklagt und verzerrt. Die unheilvolle Rolle der Pornoindustrie werde kaum thematisiert, erst neuerdings befaßten sich amerikanische Wissenschaftler mit den Folgen der Pornographie für den einzelnen, für die Ehe und Familie und die Gesellschaft. Dabei erwirtschaftet diese Industrie fast 100 Milliarden Dollar jährlich. Zwanzig Prozent der mehr als 420 Millionen Seiten im Internet enthalten Bilder von Kindern, jedes fünfte Kind in den USA ist inzwischen Opfer sexueller Angriffe im Internet, und vierzig Prozent des Kindesmißbrauchs wird über Internet-Kontakte angebahnt. Umfragen ergaben, daß für über die Hälfte aller christlichen Haushalte in den USA Pornographie ein Problem sei, und in zwei von drei Scheidungsfällen sei Pornographie ein bedeutsamer Faktor.

In der Rubrik „Auf dem Prüfstand“ heißt es unter dem Titel „Was die Kampagne gegen die Kirche lehrt“ selbstkritisch: „Die Bischöfe zeigten sich, von Ausnahmen abgesehen, der Situation nicht gewachsen. Laien und auch die Pfarrer waren dem medialen Trommelfeuer wochenlang schutzlos ausgesetzt.“ Tatsächlich hat auch diese Kampagne gezeigt, „daß die Katholiken keine starken kirchlich gesinnten Verbände haben, die sich vor die Kirche stellen“. ZDK und „Kirchenvolksbegehren“ stimmten in die Desinformation der Massenmedien ein, während Alice Schwarzer in der Emma anmerkte, daß „der sexuelle Mißbrauch von Kindern keine Erfindung katholischer Patres (ist) und auch nichts mit dem Zölibat zu tun (hat)“. Ideologisch „gefördert habe indes der Zeitgeist der ‘sexuellen Befreiung’ den Mißbrauch“ (Schwarzer).

Anschrift: Fels-Verein e.V., Postfach 1116, 86912 Kaufering, Internet: www.der-fels.de

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