© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/10 14. Mai 2010

Meldungen

Finanzmarktkrise: Ende von libertärer Ideologie

PADERBORN. Immer noch, zumal unter dem frischen Eindruck von Griechenlands Desaster, stünden viele Beobachter „fassungslos“ vor der schwersten Wirtschaftskrise seit 1929. Sie bedeute, so Richard Böger, Vorstandsvorsitzender der Bank für Kirche und Caritas, „das Scheitern der Ideologie des Marktfundamentalismus anglo-amerikanischer Prägung“. Deren Kern – der Irrglaube, daß Finanzmärkte keine staatliche Regulierung benötigen – dürfe nie wieder eine Chance bekommen, sein „Zerstörungswerk zu vollenden“. Nur ein entschlossener Abschied von dieser „libertären Ideologie“ könne verhindern, daß die Weltwirtschaft erneut an den Rand des Abgrunds geführt werde. Böger möchte am Bonussystem der Banken ansetzen, um die kurzfristige Gewinnorientierung zu beenden und die individuelle Gier im Zaum zu halten. Als einschneidende Maßnahmen empfiehlt er jedoch, die Rating-Agenturen an die Leine zu legen und eine effiziente internationale Finanzmarktüberwachung zu etablieren: eine Reform, die bislang auf den erbitterten Widerstand der US-Investmentbanken und der von ihren Lobbyisten stark durchsetzten Washingtoner Regierung gestoßen ist (Theologie und Glaube, 1/2010).

 

Bismarck inmitten der ersten Globalisierung

KIEL. Schüler des Geesthachter Otto-Hahn-Gymnasium errangen im November 2009 den ersten Preis im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten zum Thema „Helden“. Dafür werteten sie die im nahen Friedrichsruh verwahrten Huldigungsbriefe aus, die der Altreichskanzler Otto von Bismarck in seinen letzten Lebensjahren erhielt. In gekürzter Fassung ist diese Auseinandersetzung mit dem „Bismarck-Mythos“ im jüngsten Heft der Mitteilungen der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte (78/2010) nachzulesen. Die Schüler bieten darin eine Analyse der mentalen Befindlichkeit der Deutschen beim Aufbruch in die Moderne während der ersten Welle der „Globalisierung“. „Teile der Bevölkerung“ seien von der Rasanz der Industrialisierung und Verstädterung „zutiefst verunsichert“ gewesen. Der politisch unklare „Neue Kurs“, den Wilhelm II. nach Bismarcks Entlassung steuerte, habe Ängste und Irritationen verstärkt. Dies sei ein günstiges Umfeld gewesen, um den „Schmied des Reiches“ zum Helden zu überhöhen und an dieser Figur des „nationalen Recken“ weltanschauliche Orientierung zu finden.       

 

Erste Sätze

Viele betrachten Bilder und wissen dabei gar nicht, was sie eigentlich anschauen sollen.

Bernard Berenson: Die italienischen Maler der Renaissance, Zürich 1952

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