© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/10 07. Mai 2010

Leserbriefe

Zu: „Dreck am Hirtenstab“ von Jürgen Liminski, JF 18/10

Die „Watschn“: schlimm, Abtreibung: in Ordnung

Ein Ehrenmann tritt zurück, wenn er etwas verbrochen hat. Respekt! Ein Heuchler hingegen denkt gar nicht daran, denn er fühlt sich über alle Fehler erhaben. Er ist schon seit Christi Zeiten ein bejammernswerter Menschentypus: er sieht zwar immer den Splitter im Auge des anderen, doch „den Balken im eigenen Auge“ sieht er nicht.

Wer im „Watschn“ bei Kindererziehung a priori Verletzung der Menschenrechte sieht, aber gleichzeitig den millionenfachen Massenmord der Kinder im Mutterleib akzeptiert beziehungsweise gutheißt, ist ein solcher Heuchler, von denen es in der heutigen politischen und medialen Landschaft leider nur so wimmelt.

Sie haben alle etwas gemeinsam, was sie prägt: die Utopie der Französischen Revolution. Auch damals wurde permanent bis zum Umfallen von „Menschenrechten“ geschwafelt, während man Abertausende auf dem Schafott um ihr elementares Recht – ihr Lebensrecht – brachte.

Wenzel Tschepp, Böhen

 

 

Zu: „Härte vor der Wahl“ von Karl Albrecht Schachtschneider, JF 18/10

Auch gleich zum Fenster raus

Wenn der IWF und die Euro-Länder Griechenland Kredite geben, damit Griechenland seine Alt-Kredite zurückzahlen kann, hilft das nur den Gläubigern, den Großbanken und -anlegern. Die würden ansonsten ihr Geld nie wiedersehen. Faule Kredite werden also mit unserem Geld abgelöst. Die neuen Kredite kann Griechenland gar nicht mehr bedienen, weder den Zins, erst recht nicht die Tilgung! Wir könnten unser Geld genausogut gleich zum Fenster hinauswerfen, oder noch einfacher, die internationalen Heuschrecken füttern!

Gerhard Pfeiffer, Schorndorf

 

 

Zu: „Nicht unschuldig“ von Werner Olles, JF 17/10

Glaubensfeindliche Kampagne

Ich kann dem Kommentar nur voll und ganz zustimmen; gewiß hat sich der Bischof Mixa, der schon lange als unbequem galt, nicht korrekt verhalten, vor allen Dingen hätte gleich eine wahrheitsgemäße Aussage kommen müssen. Doch scheint hier eine kirchen- und glaubensfeindliche Kampagne in der linken Medienlandschaft angezettelt worden zu sein. Dieses Verhalten der Gesellschaft nebst Medien richtet sich zunehmend gegen die katholische Kirche als das letzte Bollwerk für konservative Gestaltung und Werte.

Diesbezüglich ist es mit der evangelischen Kirche nicht so stark ausgeprägt, da diese schon kräftig links unterwandert ist.

Günter Algner, Berlin

 

Doppelzüngige Reaktionen

Ausschlaggebend sind die Zustände der Gesellschaft. Deren Durchsexualisierung durch die Achtundsechziger wirkte sich auf alle, auch Priester, verführerisch aus. Durch Politisierung der Sexualität, der „Emanzipation“ der Triebe und den Terror der Schrankenlosigkeit wurden Distanz und Schamgrenzen aufgehoben, das Sittengesetz (Artikel 2 Grundgesetz) außer Kraft gesetzt. Das Ganze ist eine Domäne der Grünen. Klingt daher die hysterische Reaktion der Grünen Claudia Roth auf Verfehlungen der Priester nicht etwas doppelzüngig? Tatsache aber ist, die katholische Kirche ist fast die letzte Institution, die gegen die Sexualisierung der Gesellschaft auftritt.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zum Leserbrief: „So ist die Realität“ von Bernd Büdenbender, JF 17/10

Widerspruch

Dem Ansinnen Büdenbenders, den Ausdruck „Mitteldeutschland“ für Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zu ändern, widerspreche ich mit Nachdruck. Wenn einem Menschen der rechte Arm amputiert wird, so bleibt sein linker Arm dennoch der linke. Deutschland ist amputiert worden und wird es wohl nach dem Willen der Siegermächte bleiben. Unsere herrschende politische Klasse hat dies im Artikel 1 des sogenannten Zwei-plus-Vier-Vertrags vom 12. September 1990 sanktioniert.

Für uns Deutsche jedenfalls besteht keine Notwendigkeit, diese Verträge zusätzlich noch sprachlich zu bestätigen und damit die bis 1945 deutschen Ostgebiete auch im Sprachgebrauch als Ausland zu deklarieren.

Brigitte Bean-Keiffenheim, Frankfurt

 

Der Großraum Halle-Leipzig

„Mitteldeutschland“ ist ein ganz eng begrenzter Bereich. Die Bezeichnung war vor 1945 und ist auch jetzt noch üblich. Es ist der Großraum um Leipzig und Halle/Saale. Selbst zu DDR-Zeiten gab es eine Tageszeitung Mitteldeutsche Neueste Nachrichten, und unsere ARD-Dreiländeranstalt nennt sich MDR für „Mitteldeutscher Rundfunk“. Der Ostdeutsche Rundfunk hat übrigens seinen Namen wieder geändert und heißt jetzt Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB).

Städte wie Zittau, Erfurt oder gar Schwerin und Berlin haben sich zu keiner Zeit als zu Mitteldeutschland gehörig empfunden. Zu der Zeit, als man in der Bundesrepublik noch nicht anbiedernderweise DDR sagte, wurde dafür, allerdings geographisch nicht ganz korrekt, manchmal Mitteldeutschland gesagt, wenn man nicht SBZ sagen wollte.

Wolfgang Leistritz, Leipzig

 

Wie bei Störtebekers Hals

Als ich am 22. April den Leserbrief las, waren es auf den Tag genau 609 Jahre her, daß Klaus Störtebeker nach einem Seegefecht bei Helgoland gefangengenommen wurde. Im 20. Oktober desselben Jahres (1401) wurde er zu Hamburg enthauptet. Damit war er einen Kopf kürzer, wodurch aber keineswegs der Hals zum Kopf wurde.

Jenes Hamburger Ereignis fiel mir ein, als ich obige Zuschrift las. Die darin erwähnten „politisch korrekten Zeitgenossen“ sollten vernachlässigt werden, und die Sorgen des Leserbriefverfassers, es könnte wieder mal jemand die Keule „Revanchismus und Ignoranz“ schwingen, teile ich nicht – und hoffentlich auch nicht die JF-Redaktion.

Jochen Schneider, Ochsenhausen-Erlenmoos

 

Sprachregelung der Sieger

Hoffentlich bedeutet die hervorgehobene Plazierung des Leserbriefs keine Kursänderung der JF zu Gunsten der „politischen Korrektheit“! Auch wenn wir Deutschen mittlerweile sämtliche uns abverlangten Kapitulationsurkunden – so auch die Zwei-plus-Vier-Verträge – um des lieben Friedens willen unterzeichnet und damit dem Raub unserer historischen Ostgebiete „zugestimmt“ haben, heißt das noch lange nicht, daß wir durch eine sklavische Nachahmung der Siegersprachregelungen (einschließlich der Ortsbenennungen) dies publizistisch bejubeln müssen.

Im Gegenteil, dieses himmelschreiende historische Unrecht verdient es, unsererseits mit kühler, ja sogar herablassender Distanz behandelt zu werden. Wenn man noch einen Funken Selbstachtung und nationale Würde in sich trägt, ist dies bis auf weiteres die einzig angemessene Reaktion gegenüber den Vertreiberstaaten.

Wolfgang Walter, Kutzenhausen

 

 

Zu: „Die Frau als Feind“ von Martin Lichtmesz, JF 17/10

Feministinnen und Debatten

Wenn Hausfrauen Kritik am Feminismus äußern, dann werden sie als „Heimchen“ verspottet, die von der Welt außerhalb ihrer Küche keine Ahnung hätten. Wenn Karrierefrauen den Feminismus kritisieren, dann heißt es, sie würden Wasser („Kinder, Küche, Kirche“) predigen, aber Wein (Tagesschau-Sprecherin, Talkshow-Moderatorin) trinken. Und Männer sollen sich aus der Debatte sowieso raushalten. Wer bleibt dann noch übrig?

Wenn Feministinnen sich mit derartigen Totschlagargumenten gegen Kritik immunisieren, dann läßt dies nur den Schluß zu, daß sie keine Kritik und erst recht keine Debatten ertragen.

Andreas Nickmann, Pörnbach

 

Alle Mühe umsonst

All die geballte Brutalität, die linke Tugendwächter gegen die schöne Eva in Stellung bringen, ist verständlich, denn der schmerzliche Stachel herber Enttäuschung sitzt tief bei ihnen.

All das liebe Geld und die Mühe, die sie hineingesteckt hatten, um Eva Herman auf den politisch korrekten Pfad zu bringen, der ja erste Voraussetzung ist, um Moderatorin im staatlich streng kontrollierten Fernsehen zu werden, waren offenbar umsonst investiert.

Peter C. Vogl, Salzburg

 

Ein demokratisches Mäntelchen

In Diktaturen weiß man genau, was zu sagen erlaubt ist, ohne weggesperrt zu werden. Es ist wohl diese Abart einer Demokratie, die Ernst Jünger meint, wenn er die Schrecken einer Diktatur immer dann besonders kraß heraufziehen sieht, wenn sie sich ein demokratisches Mäntelchen umgehängt hat.

Irrende kann man zur Umkehr bringen, Lügner nicht. Ihnen dient die Lüge zur Sicherung der eigenen Macht. Das vor allem ist es, was das Leben für Eva Herman und die Mehrheit unseres Volkes zunehmend unerträglich macht.

Elke Obergefell, Duisburg

 

 

Zu: „Selbstverständlicher Patriotismus“ von Christian Rudolf, JF 17/10

Respekt vor intakter Nation

Polen hat sich seine Währung und seine Sprachkultur erhalten und sich weder durch fremde Einflußnahme, noch Millionen nicht integrierbarer Zuwanderer seine Kultur, Tradition und Lebensart zerstören lassen. So kann ich meinen Respekt vor dieser im großen ganzen noch intakten Nation nicht verbergen.

Gerd-J. Kalkowski, Hildesheim

 

 

Zu: „Die Gegenwart des Vergangenen“ von Harald Seubert, JF 17/10

Zum Warschauer Aufstand

Der Autor schreibt, daß der Warschauer Aufstand von der SS-Panzerdivision „Wiking“ niedergeschlagen worden sei. Das ist nicht korrekt. Richtig ist, daß die SS-Panzerdivisionen „Wiking“ und „Totenkopf“ sowie die Fallschirm-Panzerdivision „Hermann Göring“ zum Zeitpunkt des Beginns des Aufstandes östlich von Warschau das IV. SS-Panzerkorps bildeten, welches gemeinsam mit der 9. Armee das durchgebrochene III. Panzerkorps der Roten Armee vernichtete.

Es standen auf deutscher Seite kaum Truppen zur Niederschlagung des Aufstandes zur Verfügung. Himmler, als Verantwortlicher für den „Bandenkampf“, mußte Verbände zusammenraffen, die er finden konnte. Das waren Polizei- und Ersatzeinheiten aus Posen sowie das SS-Regiment „Dirlewanger“, das sich aus Wehrstraffälligen und Kriminellen zusammensetzte. Darüber hinaus wurde die aus Russen gebildete Sturmbrigade RONA (Russische Volksbefreiungsarmee) eingesetzt. Dazu stießen später Einheiten aus der OKW-Reserve, so zwei Infanteriebataillone mit aserbaidschanischen Freiwilligen. Die Gesamtstärke dieser Truppen betrug 6.600 Mann, von denen nur die Hälfte die deutsche Befehlssprache verstand.

Die Division „Wiking“ jedoch befand sich von August 1944 an ostwärts von Warschau im Abwehrkampf starker sowjetischer Stoßkräfte, die bis Anfang Oktober zum Stehen gebracht werden konnten.

Olaf Haselhorst, Hamburg

 

 

Zu: „Sehnsucht nach Langsamkeit“ von Dieter Stein, JF 17/10

Kondensstreifen und Chemtrails

Der Autor schreibt von Kondensstreifen, welche sich stundenlang am Himmel halten. Nun habe ich vor kurzem ein Video gesehen, in dem es um diese „Kondens“-Streifen ging und behauptet wurde, daß das keine einfachen Kondensstreifen sind, sondern sogenannte Chemtrails. Und tatsächlich erinnere ich mich daran, daß, als ich in meiner Kindheit noch einem Flugzeug hinterherschaute, sich der Kondensstreifen schnell auflöste. Ich wäre sehr erfreut, wenn Sie auch von diesen Chemtrails berichten könnten, falls da etwas dran ist.

Anna Lehmann, Bremen

 

 

Zu: „Groteske“ von Bernd-Thomas Ramb, JF 16/10

Von wegen Reibach!

In dem Kommentar steht unter anderem: „Deutschland (...) macht also einen Reibach von zwei Prozentpunkten.“ Glauben Sie wirklich, daß diese Kredite jemals zurückgezahlt werden? Vermutlich macht also Deutschland ein Verlustgeschäft von über 90 Prozentpunkten.

Karl Brandt, Kelkheim

 

 

Zu: „Packen wir’s an“ von Michael Paulwitz, JF 16/10

Kann kein Vorbild darin sehen

Es ist sicher angebracht, der Tea Party Aufmerksamkeit zu schenken und den deutschen Leser darüber zu informieren, welchen Einfluß diese neue Bewegung auf die amerikanische und damit letztlich auch auf die Weltpolitik erhalten kann. Ein Vorbild für uns kann ich allerdings in der amerikanischen Aktion „Taxed enough already“ nicht erkennen.

Diese hat sich in den letzten Monaten vor allem gegen eine Reform des Gesundheitswesens gewandt, welche in Deutschland schon vor 130 Jahren in der Reichsversicherungsordnung durch Bismarck durchgeführt wurde und in ihren wesentlichen Bestandteilen bis heute Gültigkeit besitzt. Soziale Grundsicherung und Schutz vor dem wirtschaftlichen Absturz bei schwerer Krankheit sollte endlich auch im reichsten Land der Erde selbstverständlich werden.

Prof. Dr. Peter Carl, Deggendorf

 

 

Zu: „Mann ohne Eigenschaften“ von Thorsten Hinz, JF 16/10

Befreit von Heimat und Ehre

Ostern weilten Verwandte zu einem Besuch bei uns. Wir fuhren Karfreitag zu dem kleinen Dorf Ogrosen, unweit von Calau, um auf dem dortigen Friedhof Verstorbener zu gedenken. Insbesondere wollten wir die Gedächtnistafel aufsuchen, die auf den Selbstmord von 25 Frauen, Kindern und alten Leuten des Ortes hinweist. Todesdatum: 22. April 1945. Es war das Datum der Greuel beim Einmarsch der Roten Armee. Befreiung vom Leben, Herr von Weizsäcker?

In den Dörfern, wo wir als Kinder aufwuchsen, nahmen sich ebenfalls viele Familien das Leben, nachdem man sie geschändet hatte. Auch die Schwester der Einsenderin wurde als Mädchen im Kessel von Halbe von Rotarmisten vergewaltigt. Befreiung von Jungfräulichkeit und Ehre, Herr von Weizsäcker?

Wir haben das Elend von Vertreibung, mitunter innerhalb von Stunden oder gar Minuten, von Millionen von Frauen, Kindern und alten Leuten miterlebt, alle um den 23. Juni 1945 herum, nachdem die zurückgekehrten Deutschen die Häuser wieder bewohnbar gemacht hatten und die Äcker wieder bestellt waren – auch Befreiung, diesmal von der Heimat?

Unbestritten bleibt dabei die Befreiung der Überlebenden nach dem Terror des Hitler-Regimes und das Ende des unseligen Blutvergießens auf allen Seiten.

Rosemarie und Bernhard Schneider, Cottbus

 

 

Zu: „Nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten gearbeitet“ von Horst Boog, JF 13/10

Und wieder Tieffliegerbeschuß

Nun ja, ein Bauchgefühl gilt ja bei unseren kalten, aber politisch korrekten Technokraten nichts. Ich habe am 16. März 1945 als fünfjähriger Junge Würzburg sozusagen sterben sehen. Aufgrund der Dresdner Erfahrung hat der Würzburger Gauleiter kurzfristig das Richtige getan: sofortige Evakuierung aller Familien! Dazu gehörten wir.

Schon vorher waren Angriffe auf Würzburg geflogen worden. Meine Mutter wurde gezielt im Tiefflug von einer britischen Maschine mit dem Bord-MG beschossen, als sie vom Main-Hafen mit dem Handwagen Kohlen nach Hause fuhr.

Markwart Cochius, Stuttgart

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