© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/10 07. Mai 2010

Aus Reflexion folgt stets Aktion
Hans-Joachim von Leesen wird am 12. Mai achtzig
Matthias Bäkermann

Das Erlebnis der Luftangriffe hat ihn jahrzehntelang beschäftigt. Vielleicht hat Hans-Joachim von Leesen deshalb über sechzig Jahre nach dem verheerenden Bombenangriff 1943 auf seine Heimatstadt Hamburg, den er als 13jähriger überlebte, dieses Trauma publizistisch noch einmal aufgearbeitet (Bombenterror – Der Luftkrieg über Deutschland, 2005). Der Ausgebombte nahm auch am Schicksal seines neuen Wohnortes Flensburg regen Anteil und agitierte in Wahlkämpfen gegen die noch 1918 vereitelten Versuche der Dänen, Flensburg nach 1945 in ihrer „Kulturoffensive mit dem Ziel volklicher Eroberungen“ Dänemark zuzuschlagen. Dieser heute vergessene „Grenzkampf“ gegen den gern als besonders friedfertig dargestellten Nachbarn sollte auf von Leesen prägend wirken.

Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Verlagsbuchhändler und arbeitete danach in namhaften deutschen Verlagen wie Westermann, Ullstein oder Hoffmann & Campe. Von 1970 bis 1979 arbeitete von Leesen schließlich in der Unternehmensleitung des juristischen Fachverlages Carl Heymann in Köln. Trotz seiner regen Anteilnahme an politischen Ereignissen konnte er in der bundesdeutschen Parteienlandschaft keine Heimat entdecken. Während seiner Zeit in Hamburg in den sechziger Jahren sammelte er gleichgesinnte „heimatlose Rechte“ um sich, die in der CDU kein schlagkräftiges Gegengewicht zur gesellschaftlichen „Rotverschiebung“ ausmachten, aber auch kein „schwarz-weiß-rotes Brett vor dem Kopf“ hatten, wie sie über die Klientel der sich unter Adolf von Thadden formierenden NPD spotteten.

Ihr sich vorwiegend aus Studenten formierender „Donnerstag-Kreis“ wollte zudem nicht als patriotischer und antikommunistischer Debattierclub verharren, sondern wirkte in „spontihaften“ Aktionen öffentlichkeitswirksam. So sprengten diese „Neuen Rechten“ Veranstaltungen des SDS an der Hamburger Universität oder störten die als „Deutsche Friedens­union“ getarnten Kommunisten bei der Verherrlichung der Mauer als „Bauwerk des Friedens“.

Gegen die 68er-Kulturrevolution wirkte von Leesen auch publizistisch seit den siebziger Jahren als Criticón-Autor und in anderen konservativen Medien und fand 1991 zur JF, wo er sich seitdem regelmäßig zu Wort meldet. Seit er 1980 als hauptamtlicher Landesgeschäftsführer des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes in den Norden zurückkehrte – er wurde dafür von Heide Simonis mit der Schleswig-Holstein-Medaille geehrt –, wirkte er wieder effektiv als konservativer Netzwerker und prägte bis heute maßgeblich die Arbeit der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG) in Hamburg.

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