© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/10 07. Mai 2010

Zeitschriftenkritik: Open Doors
Die Gewalt nimmt kein Ende
Werner Olles

Der von Open Doors, dem internationalen Hilfswerk für verfolgte Christen, monatlich herausgegebene Informationsdienst Open Doors behandelt in seiner aktuellen Ausgabe (05/10) als Schwerpunktthema unter dem Titel „Befreiender Glaube im Land der Verbote“ die Situation der Christen in Saudi-Arabien. Hier ist der Islam Staatsreligion, andere Religionen sind streng verboten.

Von den etwa 27 Millionen Einwohnern sind etwa vier Millionen Christen, die meisten von ihnen ausländische Gastarbeiter, von denen wiederum ein Großteil von den Philippinen stammt. Wie viele Einheimische Christen sind, ist nicht bekannt. Sie haben kaum Kontakt untereinander und schweben vielfach in Lebensgefahr, wenn ihre Familie oder ihr Stamm von ihrer christlichen Überzeugung erfahren. Der Abfall vom Islam gilt immer noch als Kapitalverbrechen, das mit dem Tod bestraft werden kann. Obwohl in den vergangenen Jahren, soweit bekannt, keine Hinrichtungen aus Glaubensgründen mehr stattgefunden haben, wird Saudi-Arabien im Weltverfolgungsindex von Open Doors seit vielen Jahren neben Iran und Nordkorea unter den drei Ländern mit der stärksten Christenverfolgung geführt.

Tatsächlich kommt das Königreich, das mit der Kaaba in Mekka das größte Heiligtum der islamischen Welt hütet, für Nichtmuslime einem Gefängnis gleich. Die allmächtige Glaubenspolizei verhaftet, foltert und tötet willkürlich Konvertiten. Zahlreiche Gastarbeiter arbeiten unter sklavenähnlichen Bedingungen in der Industrie oder in den Haushalten superreicher Saudis. Doch selbst in ihren christlichen Hauskreisen, die theoretisch erlaubt sind, finden ständig Razzien statt und werden Pastoren und Prediger der kleinen Hausgemeinden mit dem Tode bedroht. Inzwischen scheinen auch die Verhandlungen zwischen dem Vatikan und Saudi-Arabien, bei denen es laut Time Magazine um den Bau der ersten Kirche im Land geht, gescheitert zu sein.

Verschlechtert hat sich auch die Lage in Marokko, wo die Regierung begonnen hat, zahlreiche Mitarbeiter christlicher Hilfsorganisationen auszuweisen. Sie werden beschuldigt, unter Marokkanern missioniert und so zu christenfeindlichen Vorfällen beigetragen zu haben. Auch in Pakistan nimmt die Welle der Gewalt gegen Christen kein Ende. Nachdem 2009 laut dem christlichen Rechtszentrum CLAAS bezüglich der Christenverfolgung das schlimmste Jahr seit zehn Jahren war, wurden auch im ersten Quartal 2010 zahlreiche brutale Gewalttaten gegen Christen verübt. So ermordeten islamische Extremisten in Nordwest-Pakistan sechs Mitarbeiter des christlichen Hilfswerks World Vision, darunter zwei Frauen. Im Distrikt Khanewal (Punjab) wurde ein junger christlicher Bauer von Muslimen mit der Axt erschlagen, während in Kasur ein christliches Ehepaar aufgrund des Blasphemie-Gesetzes zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde, weil es angeblich den Koran ohne rituelle Waschung berührt hat.

Anschrift: Open Doors Deutschland, Postfach 1142,  65761 Kelkheim. Das Jahresabonnement kostet 8 Euro. Internet: www.opendoors-de.org

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