© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/10 30. April 2010

Leserbriefe

Zu: „Kopflos in Kundus“ von Michael Paulwitz, JF 17/10

Stoppt endlich diesen Krieg!

Kommt es zu Gefallenen oder traumatisierten Schwerverletzten, so hören wir von der Kanzlerin die abgedroschene Phrase vom „feigen, hinterhältigen Anschlag“. Dabei kämpfen die Taliban, ob man das sehen will oder nicht, mit dem Einsatz ihres Lebens. Sind nicht jene feige, die fern der Gefahr aus dem sicheren Plenarsaal heraus die Söhne fremder Leute in den Krieg schicken? Sind nicht jene hinterhältig, die aus großer Höhe Bomben auf Dörfer und Hochzeitsgesellschaften abwerfen oder unbemannte Drohnen abschießen? Haben nicht jene Politiker perverse Wertvorstellungen, die Angriffskrieg und Folter praktizieren, jedoch täglich von Demokratie und Wertegemeinschaft schwafeln? Stoppt endlich diesen Krieg, in dem deutsche Soldaten nichts verloren haben! Deutschland muß kulturell im Schwarzwald verteidigt werden, nicht militärisch am Hindukusch.

Rodolfo E. Panetta, Horb-Grünmettstetten

 

 

Zur Meldung: „Italien behält Geld der Deutschen Bahn ein“, JF 17/10

Italien hat nichts aufgearbeitet

Das ist lustig, vor allem wenn man bedenkt, daß die italienische Justiz bis auf den heutigen Tag noch nicht einmal ansatzweise versucht hat, die eigenen Verbrechen in Slowenien etc. pp. aufzuarbeiten, geschweige denn einen der Täter vor Gericht zu stellen. Im Gegenteil: Deckel drauf, Schwamm drüber, und so hat sich ein ganzes Land heimlich, still und leise exkulpiert. Um so ausgiebiger befaßt man sich dafür mit den Verbrechen der Deutschen, ein Verfahren, das sich in vielen Ländern seit Jahren außerordentlich bewährt hat.

In diesem unseren Lande allerdings ist es umgekehrt: Da wälzen sich diejenigen, die in der Öffentlichkeit den Ton angeben, vorzugsweise im eigenen Unrat und können oft gar nicht genug davon bekommen.

Franz Schweitzer, Paderborn

 

 

Zu: „Friedensmission ohne den Dank des Vaterlandes“ von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 16/10

Profil durch innere Triebkräfte

„Der Dank des Vaterlandes wird dir ewig nachschleichen, aber dich nie erreichen“, sagten wir damals. Die Rezension über das Buch der Oberstabsärztin ist ausgezeichnet, das Buch selber muß ja ein Hammer sein! Uns Alten sind ihre Erkenntnisse vertraut, aber es tut gut, sie hier wiederzufinden. Die Soldaten geben den „ Bürger in Uniform“ anscheinend sehr schnell an der Garderobe ab, lassen ein Teil der „Inneren Führung“ in den Kasernen zurück, weil ihnen das nicht hilft. Sie spüren, wie wir damals auch, daß der Tod es darauf abgesehen hat, ihnen ein Bein zu stellen, und merken sehr schnell, daß die vielgeschmähte Männerkameradschaft für sie überlebensnotwendig ist.

Winfried Martini, heute leider in Vergessenheit geraten, wußte schon vor fünf Jahrzehnten um die inneren Triebkräfte, die eine Armee zusammenhalten und ihr Profil geben: Stolz auf die eigenen Truppe, Kameradschaft, Disziplin, Anspruchslosigkeit – und besser zu sein als der Gegner. Für politische Ziele oder ideologische Vorgaben ist da kein Platz. Das riecht nach Elite, Fremdenlegion – richtig. Man schickt ja auch Gebirgsjäger und Fallschirmjäger nach Afghanistan!

Joachim Haubold, Konstanz

 

 

Zu: „Volkswirtschaftliches Minusgeschäft“ von Michael Paulwitz, JF 16/10

Der Ausverkauf Deutschlands

Es ist überaus begrüßenswert, daß Sie über den Verlauf und die volkswirtschaftlichen Folgen der Einwanderung von Ausländern nach Deutschland berichten. Die Verluste für Deutschlands Wirtschaft sind noch erheblich höher durch die Sozialversicherungsabkommen mit zwölf Staaten seit den sechziger Jahren, die besagen, daß Eltern und Schwiegereltern neben Ehefrauen und Kindern eines hier legal lebenden Ausländers mit ihm zusammen in der deutschen Kranken- und Unfallversicherung versichert sind – gleichgültig, wo sie leben.

Diese ungeheuerliche Diskriminierung Deutscher gegenüber Ausländern müßte unablässig in der Presse thematisiert und angemahnt werden. Es wäre dringend an der Zeit, daß seitens der deutschen Pflichtversicherten eine Sammelklage eingereicht würde, die zur Abschaffung dieser für Deutschland extrem kostspieligen Verträge führen müßte.

Bedenkt man, daß auch alle Bürger der EU-Staaten, die hier (auch nur vorübergehend) einen 400-Euro-Job annehmen, volle Krankenversicherungsleistungen kostenfrei erhalten (Entbindungen, Krankenhausbehandlungen, Zahnersatz, Hörgerate etc.), dazu weitere Alimentierung durch den deutschen Staat, dann versteht man, warum der Ausverkauf dieses Landes vorprogrammiert ist.

Brigitte Bean-Keiffenheim, Frankfurt

 

 

Zu: „Frisch aufgebrühte Reformbewegung“ von Hans Christians, JF 16/10

An der Realität vorbei

Die Freien Wähler als Reformbewegung zu bezeichnen, geht völlig an der Realität vorbei. Sobald sie in Verantwortung kommen, präsentieren sie sich wie Platzhirsche und verändern nichts, ganz nach den Vorbildern CDU und SPD. Richtige Reformbewegungen leben leider nur kurz. Einmal vom Nektar der Macht gekostet, für immer versaut! Das ist die traurige Realität.

Adrian Kaida, Mechernich

 

 

Zu: „Marsch auf Washington“ von Ronald Gläser, JF 16/10

Fragwürdige politische Ziele

Die Begeisterung der JF für die Tea-Party-Bewegung kann ich nicht teilen. Hier wird spontane Begeisterungsfähigkeit für fragwürdige politische Ziele mißbraucht. Es ist erstaunlich, daß sich der Volkszorn ausgerechnet gegen Ausgaben richtet, von denen ein Großteil der Bevölkerung profiteren würde. Bei der Aushöhlung der Verfassungsrechte durch das Ermächtigungsgesetz des Patriot Act und die maßlose Staatsverschuldung durch die Steuer- und Kriegspolitik von Präsident Bush jr. gab es keine vergleichbaren Proteste.

Die Tatsache, daß die Bewegung von Fox News unterstützt wird, läßt vermuten, daß interessierte Kreise verhindern wollen, daß ein Teil des Steuerkuchens durch die beschlossene Krankenversicherung dem militärisch-industriellen Komplex verloren gehen könnte.

Dr. Jürgen Becker, Wittlich

 

Und die wahren Hintergründe?

Warum räumt man den Tea-Party-Freunden in der JF soviel Platz ein, ohne die wahren Hintergründe dieser von den Republikanern gelenkten und finanzierten Bewegung zu nennen? Sarah Palin – sie wurde von der Presse im Wahlkampf als „Amerikas dümmste Politikern“ bezeichnet – steht an der Spitze der illustren Truppe. In geheuchelter religiöser Verzückung, gepaart mit rassistischen Ressentiments, schürt Palin das Feuer der Volksverhetzung gegen Obama.

Warum aber gingen diese Leute nicht zu Zeiten des George W. Bush auf die Straße? Er trieb doch die USA in die Schuldenkrise und verspielte durch Lüge, Krieg und barbarische Folter das moralische Ansehen Amerikas weltweit. Palin und die hinter ihr stehenden Finanziers werden das Spiel nicht gewinnen.

Dieter Bock, Burgstall

 

 

Zu: „Nicht am Ast sägen, auf dem man sitzt“ von Norbert Geis, JF 16/10

Kampagne gegen die Kirche

Geis hat den Nagel allerbestens auf den Kopf getroffen. Das einzige Ziel der vermutlich politischen „Strippenzieher aus dem Dunkel heraus“ ist die Vernichtung der katholischen Kirche mit Hilfe der angeblich „unabhängigen und freien Medien“ in diesem Lande, allen voran ein Großteil der Fernsehsender und die Presse. Dazu ist jenen in ihrer zum Teil gehässigen Art fast jedes Mittel recht, mit Hilfe der beiden genannten bequemsten, wirksamsten stimmungsmachenden Beeinflussungsmittel für das Volk.

Es ist doch seit Jahren erkennbar, daß regelmäßig sicherlich politisch gesteuerte, verächtlich machende Kampagnen gegen die katholische Kirche abgeschossen werden. Die Worte Jesu vor etwa zweitausend Jahren gelten bis heute: „Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen.“ Nur die Art ist eine andere als damals.

Gerd Müller, Frankenthal

 

 

Zu: „Der Glutkern des Glaubens“ von Jürgen Liminski, JF 16/10

Nicht gleichsetzen

Bei der Lektüre der JUNGEN FREIHEIT bemerke ich in zunehmendem Maße, daß konservative Positionen zwingend mit dem christlichen Glauben verknüpft werden. Anstatt – wie zum Beispiel in den Niederlanden – den versprengten Konservativen eine gemeinsame, von der persönlichen Religiosität unabhängige politische Heimat zu geben, werden katholische, evangelische, heidnische oder wie auch immer geartete Gesprächskreise gepflegt oder vom Wiedererstarken einer christlichen Partei der bürgerlichen Mitte geträumt.

Aus meinem eigenen Umfeld weiß ich, daß viele junge Menschen, besonders aus Mitteldeutschland, für die Lehren der Amtskirchen völlig unerreichbar sind, wobei man sich der Bedeutung des Christentums für unsere Kultur trotzdem bewußt ist. Diesen Menschen unterschiedlichster religiöser Couleur bereiten der Linksrutsch der Republik, der Verfall unserer Kultur oder die muslimische Landnahme genauso Kopfschmerzen wie anderen auch.

Wenn man nun Konservatismus mit christlicher Lebensführung gleichsetzt und dadurch gewaltige Potentiale an Mitstreitern von vornherein ausschließt bzw. in politische Randgefilde verdrängt, braucht man sich nicht darüber zu wundern, daß die Linken uns am Gängelband führen: Dort sitzen beinharte Stalinisten und Theologen an einem Tisch. Deren religiöse Ansichten mögen zwar unterschiedlich sein, aber die Marschrichtung bleibt eine gemeinsame! Der Erfolg gibt ihnen jedenfalls recht.

Hans Meier, Berlin

 

Von der Orthodoxie lernen

Der Zölibat, im 11. Jahrhundert zuletzt den Laienpriestern in Spanien aufgezwungen, ist ein Machtinstrument der katholischen Hierarchie, das überwunden werden muß. Möge Papst Benedikt XVI. die Einheit mit den orthodoxen Kirchen gelingen, wie die Anerkennung der tridentinischen Messe der Pius-Bruderschaft gelungen ist. Von den Orthodoxen könnte der Papst lernen, daß der Zölibat nur für Bischöfe gilt.

Norbert Schenkel, Lauda-Königshofen

 

 

Zu: „Pankraz, S. L. Clemens und die zwei Faden Wasser“, JF 16/10

Mark Twains Deutschlandliebe

In unserer Familie hält sich das Gerücht, daß meine Großmutter, die 1860 in Königsberg i. Pr. geboren wurde und eine Ausbildung als Kindergärtnerin durchlief, etwa bei Beendigung der Lehrzeit, also vielleicht im Jahre 1878, ein Angebot seitens des Herrn Clemens erhielt, Erzieherin seiner Kinder zu werden.

Sie war das sechste und letzte Kind, ihre Mutter wollte sie deswegen nicht nach Amerika ziehen lassen, und so mußte sie sich dann mit einer Stelle bei der russischen Familie Urussof und später bei den Biron von Curlands zufriedengeben.

Mark Twain hatte ja, wie auch Sie unterstreichen, eine wenn auch manchmal etwas skurrile Liebe zu Deutschland, und insofern wäre ein solches Gerücht durchaus überzeugend und könnte für die Beurteilung dieses Menschen von Interesse sein.  Vielleicht kann man überprüfen, ob er in jener Zeit vielleicht doch eine deutsche Erzieherin fand und engagierte.

Thomas Dunskus, Faleyras, Frankreich

 

 

Zu: „Parteien, Verbände, Personen“, JF 15/10

Einigkeit macht stark

Man fragt sich langsam, was bei einem die größere Übelkeit hervorruft: der Blick auf den Stimmzettel zur Landtagswahl am 9. Mai in Nordrhein-Westfalen oder das Gerede von NRW-Republikaner-Chefin Ursula Winkelsett. Auf Listenplatz 5, noch vor der Linken, steht die NPD, Liste 7 die Republikaner, Liste 21 Pro NRW und zwischen drin weitere Splittergruppen. Und so wird als Fazit von dieser Landtagswahl nur die Feststellung bleiben: „Von der Linken lernen, heißt siegen lernen!“ Sie tritt als einzige „linke Kraft“ an.

Hans Meier, Berlin

 

 

Zu: „Das globale Dorf“ von Baal Müller und Thorsten Thaler, JF 15/10

Gartenstadt und Industriearbeit

Jenseits einer gewissen Landlust-Gartenzwergromantik hat die „Bindung an die Scholle“ einen durchaus praktischen Hintergrund. Ich erinnere an Arthur Mah-rauns „Großen Plan“ von 1932 oder an die Gartenstadtidee.

Die Lösung der Arbeitslosigkeit durch die „richtige Organisation des Raumes und der Menschen“ sieht der große Plan nicht unter dem Aspekt einer betriebswirtschaftlichen Rentabilität.

Die Neuordnung des Raumes bedingt, daß das in der Nähe der Großstädte und Industriebezirke liegende Land in Form von Kleinsiedlungen an die bodenständige Arbeiterschaft aufgeteilt wird. Dabei wird nicht angenommen, daß der Industriearbeiter in der Kleinsiedlung seine Familie ernähren – wohl aber, daß er sie in Notzeiten vorm Verhungern bewahren kann. Es genüge zunächst, den Arbeiter „krisenfester“ zu machen. „Überall dort, wo die Industriearbeiter in Form der Kleinsiedlung einen festen Boden unter den Füßen hatten, haben sie selbst die schwerste und längste Arbeitslosigkeit leichter überstehen können.“

„Den Industriearbeiter krisenfester machen“ – angesichts Millionen orientierungsloser Menschen könnte diese Forderung heute kaum aktueller sein.

Johannes Scholler, München

 

 

Zu: „Erdoğan der Eroberer“ von Michael Paulwitz, JF 15/10

Gründe türkischen Unwillens

Was der deutsche Normalbürger von Anfang an im kleinen Finger hatte, müssen unsere Politiker offensichtlich noch lernen. Die türkisch-nationale Fundamentalpolitik des Großwesirs aus „Tausendundeiner Nacht“ gleicht immer mehr einem Stück aus dem Tollhaus. Unter seiner Herrschaft entwickelte sich das Land zu einem Islam zurück, welcher Integration und Assimilation als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnet, den Völkermord an den Armeniern aber leugnet und andere Länder zu seiner Sichtweise zwingen will.

Der Grund türkischen Unwillens: Bei Anerkennung des Völkermordes können er und seine Hilfstruppen auf deutschem Boden nicht mehr so leicht auf den Nazi-Zug aufspringen, um durch Polit-Rassismus Deutschland zu weiteren Zugeständnissen zu zwingen.

Margot Kaczmarek, Hasbergen

 

 

Zu: „Nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten gearbeitet“ von Horst Boog, JF 13/10

Viele heucheln lieber

Als ich über die Tieffliegerangriffe gelesen habe, war ich sehr erstaunt über die Zweifel, ob es sie gab oder nicht! Ich bin Jahrgang 1940 und wurde hier im Erzgebirge als fünfjähriger Junge mit meinem Bruder mehrmals, insgesamt dreimal, im Tiefflug (circa 40 bis 50 Meter Höhe) mit MG beschossen!

Zuletzt wurde ich von hier in Lauter stationierten Russen beim Gang zum Großvater aus dem Wald heraus mit MG beschossen (an meinen Ohren zischt heute noch der vorbeifliegende Kugelhagel). Selbst hier auf dem Dorf im Erzgebirge machten die sogenannten „Befreier“ nicht einmal bei Kindern eine Ausnahme! Das ist die Wahrheit über die alliierten Tieffliegerangriffe. Viele Kinder und damalige Bürger haben diese Erfahrung genauso gemacht, aber die meisten Deutschen schweigen, heucheln und lügen lieber. Das ist nicht gut für die Zukunft eines Volkes.

Siegfried Jantz, Lauter

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