© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/10 30. April 2010

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Globalisierung und das „Nordische Arkadien“

KIEL. Die Globalisierung sei dem „Heimatgedanken“ keineswegs abträglich, findet der Greifswalder Germanist Horst Hartmann. Im Gegenteil: In dem Maße, wie die von ihr verursachte Desorientierung zunehme, wachse auch das Sinnbedürfnis, das in überschaubaren Räumen Befriedigung suche. Auf ein neu erwachendes Interesse an regionaler Kultur zu spekulieren, sei daher nicht abwegig. Hartmann favorisiert dabei die Versenkung in jene Literatur, die seit Aufklärung und Romantik früh ihren Anteil an der Entstehung des Regionalbewußtseins gehabt habe. Als Beispiel dienen ihm dafür die pommerschen Kleinmeister wie Ludwig Gotthard Kosegarten (1758–1818) oder Karl Gottlieb Lappe (1773–1843), die mithalfen, die Insel Rügen als „Nordisches Arkadien“ zu idealisieren, deren Rügen-Dichtung einen neuen Akzent in der deutschen Literatur setzte und zugleich mit der Entdeckung der landschaftlichen Reize der Ostseeküste zur Ausbildung pommerscher Identität beitrug. Hartmann ist überzeugt, daß die Texte dieser und anderer vergessener Dichter „noch heute ihre Leser“ finden. Die Probe aufs Exempel wäre nur mit einer Anthologie zu riskieren. Denn anders erreicht die in den Rara-Abteilungen der Bibliotheken versteckte frühe Heimatliteratur kaum ein breiteres Publikum (Baltische Studien, Neue Folge 95/2009).

 

Erste-Sätze

Als der Freiherr vom Stein zu Ende des Mai 1815 den Wiener Kongreß verließ und seine rheinfränkische Heimat wieder aufsuchte, war er entschlossen, sich aus dem Staatsdienste zurückzuziehen.

Harry Bresslau: Geschichte der Monumenta Germaniae historica, Hannover 1921

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